John Bunyan und sein Weltbestseller “Die Pilgerreise”

In über 200 Sprachen übersetzt und nie vergriffen

Zwölf Jahre verbrachte der englische Pastor und Schriftsteller in einem Gefängnis der Grafschaft Bedfordshire. Sein Vergehen? Er hatte außerhalb einer anglikanischen Kirche gepredigt. Im Kerker schrieb er das Buch “The Pilgrim’s Progress” (die Pilgerreise), ein allegorisches Buch über den Lebensweg des Christen zum Himmel. Es erschien in England 1678. Seit fast 350 Jahren wird das Buch als Dauerbrenner weltweit aufgelegt.

Auszüge aus dem Kapitel: “Der Markt der Nichtigkeiten” – …So beschlossen Luzifer, Apollyon und Legion, hier einen Markt zu gründen, auf dem man das ganze Jahr hindurch Nichtigkeiten kaufen und verkaufen könne. So wurden nun Häuser und Ländereien, Ämter, Würden, Freiheiten, Titel, Land und Leute, Königreiche, Lustbarkeiten, Vergnügungen und Genüsse aller Art, wie Huren, Weiber, Ehemänner, Kinder Herren , Sklaven, Leben, Blut, Körper und Seelen, Silber und Gold, Perlen und Edelsteine und wer weiß was noch alles angeboten. Dazu richteten sie es ein, dass sie sich zu jeder Zeit mit Täuschungen, Betrügereien, Gaunereien und Schurkereien vergnügen konnten…

…Auch unseren beiden Pilgern blieb kein anderer Weg, als durch diese Stadt und über diesen Markt zu gehen. Aber kaum hatte man sie entdeckt, da geriet alles Volk auf dem Markt in Bewegung. Ihretwegen entstand ein Auflauf, der verschiedene Gründe hatte: Da war die Kleidung, die die Pilger trugen und die sich von der Kleidung der Marktleute unterschied. Die Leute des Marktes machten deshalb große Augen. Einige sagte, sie seien Gaukler, andere meinten, die Fremden kämen aus der Irrenanstalt, und wieder andere hielten sie für Ausländer.

Außerdem wunderten sie sich über ihre Sprache, denn nur wenige konnten sie verstehen. Sie redeten natürlich die Sprache des verheißenen Königreichs, aber die Händler auf dem Markt waren Menschen dieser Welt und meinten, die zwei sprächen Kauderwelsch.

Was die Handelsleute zudem ins Staunen versetzte, war die Tatsache, dass diese Pilger sich gar nicht für ihre Waren interessierten. Sie sahen noch nicht einmal hin, und wenn man sie ansprach und zum Kaufen aufforderte, hielten sie sich die Ohren zu und riefen: “Wende meine Augen ab, dass sie nicht aufs Nichtige sehen!” Dabei schauten sie zum Himmel, um anzudeuten, wo ihr Denken und Handeln seinen Ursprung hatte.

Als sich einer den Pilgern in den Weg stellte und sie spöttisch fragte, was sie kaufen wollten, sahen die beiden ihn ernst an und sagten: “Wir kaufen die Wahrheit!” Nun ließen die Marktleute ihrer Verachtung freien Lauf. Sie lachten die beiden aus, beschimpften sie und riefen einander zu, dass man sie ins Gesicht schlagen sollte. Es kam zu einem Aufruhr, der den Markt in kürzester Zeit in ein Chaos verwandelte. Der Herr des Marktes wurde umgehend unterrichtet…

Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses werden Christian und sein Freund Treu verhaftet. In einem Schauprozess ergeht das Todesurteil. Treu stirbt den Tod eines Märtyrers, Christian hingegen kann fliehen und seine Pilgerreise fortsetzen. Auf jeder Seite der Erzählung drängen sich Vergleiche zur gegenwärtigen Zeit auf. Und im Herzen des Lesers entsteht die Sehnsucht nach der zukünftigen Welt, die nicht von Money, Sex und Power bestimmt werden wird. /KDJ

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