Wenn die Tage kommen, die uns nicht gefallen werden

Zu Besuch bei alten Menschen in Australien

In der vergangenen Woche hielt ich unter anderen drei Vorträge in Altenheimen. Ich war mir nicht immer so sicher, wie viel meine Zuhörer mental noch in sich aufnehmen konnten. Einige litten an Schwerhörigkeit und andere blickten wegen ihrer Demenz stumpfsinnig vor sich hin.

In ihrem aktiven Leben mögen sie alle eine Menge bewegt haben. Vielleicht sogar getrieben von ehrgeizigen Zielen und einem vollen Terminkalender. Nun ist ihr Aktionsradius klein geworden. Anstatt die Treppen zwei Stufen auf einmal zu erklimmen, schieben sie ihren Rollator vor sich her. Wenn sie dazu überhaupt noch in der Lage sind. So werden die Schwächlichen im Rollstuhl in den Vortragssaal gefahren.

Als ich meinen Blick über die faltigen Gesichter schweifen lasse, wird mir klar, wie kostbar unsere Zeit ist. Jeder Tag, den wir bei Gesundheit erleben, ist ein Geschenk. Spannkraft und Energie haben eine gewisse Halbwertszeit. Irgendwann ist die Batterie leer. Und dann?

Selbst für die kleinste Tätigkeit geraten wir in Abhängigkeit von anderen. Unsere früheren Titel und großartigen Errungenschaften zählen nicht mehr. Die Zeit, in der wir andere beeindrucken wollten, ist längst vorbei. Was bleibt?

Die Kinder kommen zu Besuch, aber nicht oft. Sie stecken in der gleichen Tretmühle, die auch wir einmal unser Leben nannten. In dem Maße wie wir vergesslich werden, werden auch wir vergessen.

Wie gut, dass der Allmächtige an uns denkt. Der Gott aus alter Zeit liebt uns immer noch. Diospi Suyana. Wir vertrauen auf Gott. Jetzt muss sich dieses Bekenntnis bewähren. Wir werden zwar welk wie die Blätter im Herbst und fühlen vielleicht schon das Ende nahe. Aber im Buch der Bücher steht geschrieben: „Die Gnade des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten (Psalm 103,17). Und es ist genau diese Hoffnung auf die Ewigkeit, die uns den bitteren Geschmack aus dem Mund nimmt. /KDJ