Weihnachten – Märchen, Legende oder Wahrheit?

Quellenforschung

Märchen mögen Lebensweisheiten an Kinder und Erwachsene weitergeben, aber es fehlt ihnen jeglicher historischer Kern. Deshalb lässt sich diese Kategorie von Erzählungen auch zeitlich nicht einordnen. Oft beginnt und endet ein Märchen folgendermaßen: Es war einmal und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Legenden haben einen geschichtlichen Bezugspunkt. Sie beschreiben zum Beispiel die Taten von Personen, die in der Historie eine Rolle spielten. Oft werden ihre Eigenschaften glorifiziert und erhöht. Ein Beispiel dazu wären die Heldenepen, die sich um El Cid im spanischen Befreiungskampf ranken.

Die Geschichtsschreibung versucht hingegen die tatsächlichen Fakten zu eruieren. Viele wissenschaftliche Instrumente werden verwendet, um zu den wirklichen Ereignissen längst vergangener Jahrhunderte durchzudringen. Eine besondere Aufgabe kommt bei der Betrachtung des Altertums der Archäologie zu. Wohl in keiner Region der Erde haben Archäologen so gründlich gearbeitet wie im Heiligen Land. Können uns die Funde im Wüstensand, die überlieferten Dokumente und die vorliegenden Indizien weiterhelfen, der Geschichte von Weihnachten näher zu kommen?

Als ich vor über 40 Jahren ein Gymnasium in Wiesbaden besuchte, lebte noch der Theologe Rudolf Karl Bultmann. Nach seiner Überzeugung, war das Wissen über den historischen Jesus extrem begrenzt. Man müsse die Texte der Bibel entmythologisieren, um vielleicht in der untersten Schicht der Nachforschungen auf historische Fragmente zu stoßen. Wir lernten damals in der Schule, dass die Inhalte des Neuen Testamentes mündlich von einer Generation zur anderen tradiert und dann 150 – 250 Jahre nach Christi Geburt eine schriftliche Form fanden. Die Quintessenz lautete: Interessante Texte, aber bitte nicht wörtlich nehmen.

Die Wissenschaft hat sich jedoch weiterentwickelt. Die gründliche Analyse vieler Papyri machte die Vordatierung neutestamentlicher Texte zwingend notwendig. Mittlerweile sind wir bei der Generation der ersten Stunde, also bei den Augenzeugen angekommen. Deshalb verdienen die Evangelien unsere besondere Aufmerksamkeit. Meist wird die Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelium des Lukas verlesen. Wer war eigentlich dieser Schriftsteller? Er gehörte keineswegs zur Zunft der Gebrüder Grimm, sondern war Arzt, Intellektueller und Zeitgenosse der Apostel sowie Akteur der urchristlichen Kirche. Er verfasste seinen Bericht in den Sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts und konnte sich bereits auf schriftliche Dokumente vor seiner Zeit beziehen. In seinem Vorwort an einen gewissen Theophilus schreibt er dazu Folgendes:

“Viele haben schon über die Ereignisse geschrieben, die bei uns geschehen sind. Dabei haben sie die Berichte der ersten Jünger zugrunde gelegt, die mit eigenen Augen gesehen haben, wie Gott seine Verheißungen erfüllt. Ich habe diese Berichte von Anfang an sorgfältig studiert und beschlossen, alles in geordneter Folge für dich aufzuzeichnen!” Es verdient erwähnt zu werden, dass Lukas bei seinen Nachforschungen noch Zugang zu glaubwürdigen Augenzeugen hatte. Der Historiker Lukas, der mit interessanten Detailkenntnissen der damaligen Zeit brilliert, stellte seine Dokumentation von Jesus Christus in einen zeitlichen Kontext. Sein erklärtes Ziel war die Wiedergabe von Fakten und keine Ausarbeitung gefühlsbetonter Anekdoten. Teil 2 seiner Chronologie finden wir in der Apostelgeschichte, die Lukas in weiten Teilen als Augenzeuge protokollierte.

Auch wenn nicht alle Wissenschaftler bei der Auswertung seiner Niederschrift zu den gleichen Ergebnissen kommen, sind Lukas Berichte von höchster historischer Qualität. Niemand würde den Wert eines Josephus als Geschichtsschreiber in Frage stellen, nur weil manche Historiker Zweifel an einigen Zahlenangaben seines großen Werks “der jüdische Krieg” anmelden. Garcilaso de la Vega, der die Geschichte der Inkas im spanischen Exil aufschrieb, liefert uns heute eine der besten Quellen zu dieser Epoche, selbst wenn gewisse Details seiner Ausführungen umstritten sind.

Lukas wendet sich in seiner Dokumentation an einen gebildeten Hellenisten im Einzelnen und an eine hellenistische Leserschaft im Allgemeinen. Der Hellenismus war die vorherrschende Geistesströmung seiner Zeit. Philosophie, Staatsbürgerkunde und Psychologie standen auf dem Fundament griechischer Denker. Der Weggefährte des Apostel Paulus erlebte persönlich mit wie sich der christliche Glaube in der Zeit eines einzigen Menschenlebens von der östlichen Peripherie des römischen Weltreiches bis nach Rom verbreitete. Eine erstaunliche Entwicklung, die eng mit dem Namen Paulus von Tarsus verbunden ist.

Paulus war ursprünglich ein jüdischer Intellektueller aus der Eliteschule des Gamaliels. Der erbitterte Verfolger der neuen Lehre hatte um das Jahr 33 vor den Toren Damaskus eine Begegnung mit dem auferstandenen Christus. Als Ergebnis arbeitete er in den folgenden 34 Jahren als der größte Evangelist aller Zeiten. Seine Missionsreisen datieren sich in die Vierziger und Fünfziger Jahre des ersten Jahrhunderts. Er kannte die Apostel und unzählige Augenzeugen des Wirkens Jesu persönlich. Er trug die Botschaft des Evangeliums durch die hellenistisch-römische Welt und zwar so erfolgreich, dass nur 50 Jahre später der Stadthalter von Bithynien, Plinius der Jüngere, in einem ausführlichen Schriftverkehr mit Kaiser Trajan das Thema “Christen” wiederholt anspricht. Wir schreiben das Jahr 111 n. Christus. Der christliche Glaube hat sich derart in Kleinasien verbreitet, dass der Heide Plinius seine Sorge über den Einfluss der Christen auf Religion, Politik und Wirtschaft zum Ausdruck bringt. Aus diesen Quellen wird ersichtlich, dass sich der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Christus in Kleinasien gegen die Konkurrenz der griechisch-römischen Religionen mehr und mehr durchsetzte. In der kurzen Zeitspanne von nur zwei Generationen!

Auch der Evangelist Matthäus präsentiert uns eine Weihnachtsgeschichte. Nach ältester kirchlicher Überlieferung war er einer der 12 Apostel Christi und gehörte zur Gruppe der engsten Augenzeugen. Das Evangelium schrieb er wohl zu Beginn der 60er Jahre in Rom, als Paulus und Petrus ebenfalls in der Hauptstadt lebten. Seine Zielgruppe waren Juden und Judenchristen. Er beschreibt das Leben Jesu als Erfüllung alttestamentlicher Prophetien. Mit seinem Werk scheut er nicht die Auseinandersetzung mit den jüdischen Gelehrten, deren intellektuelle Versiertheit damals und heute ihresgleichen sucht.

Die entscheidende Frage lautete: Ist Jesus Christus der Messias, der von den Propheten angekündigte Retter der Welt? Wie der römische Schriftsteller Sueton berichtet, schlug dieser religiöse Streit zwischen Juden und Christen in Rom hohe Wellen. Schließlich um diese Auseinandersetzung zu beenden, die sogar in der Öffentlichkeit für Unruhe sorge, wies Kaiser Claudius im Jahr 49 die Juden aus der Stadt Rom. In den Diskussionen war es den Juden nicht gelungen die Überzeugungskraft christlicher Apologeten abzuschwächen.

Zu den Texten des Alten Testamentes, die nach christlicher Auffassung auf Jesus hindeuten, gehören in faszinierender Weise die Worte des Propheten Jesaja. Seit 2.700 Jahren sind seine Aussagen, besonders im 53. Kapitel, überzeugende Hinweise auf die Leidensgeschichte Christi. Nicht wenige Rabiner suchten ihr Heil in der Flucht, indem sie sagten, Jesaja 53 wäre gar kein Bestandteil der ursprünglichen Schriften. Wie die Qumran-Rollen aber belegen, ist diese Behauptung nachweislich falsch. Die Schriftstücke der Essener sind nämlich rund 2000 Jahre alt, sie wurden in den 40er Jahren des letzten Jahrhundert entdeckt und können im Schrein des Buches in Jerusalem eingesehen werden. Sie enthalten Jesaja 53 und damit die Passion des Gottesknechtes.

Wer an Gott und die Offenbarung Gottes in der Person Jesus Christi nicht glauben möchte, wird es auch auf Grund geschichtlicher Fakten nicht tun. Wer allerdings in Jesus Christus die Antwort auf die tiefsten Fragen des Menschen sieht, weiß sich ermutigt durch die Funde der archäologischen Ausgrabungen und die Erkenntnisse der Papyrus-Forschung der letzten 50 Jahre.

Die Geburt Jesu fand statt. Seine Kreuzigung ist belegt und seine Auferstehung von einem Heer von Augenzeugen bestätigt. Er predigte und heilte nur drei Jahre in der Öffentlichkeit. Doch bis heute haben Millionen von Menschen ihn im Gebet und auf ihrem Lebensweg erfahren. Unlängst sagte mir ein Botschafter eines westeuropäischen Landes: “Ich habe den roten Faden Gottes in meinem eigenen Werdegang klar erkannt!” /KDJ ein Arzt wie Lukas

Was geschah in Palästina vor 2020 Jahren. Noch stand der Tempel des Herodes als Zentrum des jüdischen Glaubens. Links daneben symbolisiert die Burg Antonia die Macht der römischen Besatzungstruppen.
1 Antwort
  1. Reinhard Seiler

    Vielen Dank an KDJ für diesen feinen undsehr treffenden Beitrag sowie alle die aktuellen Tagesberichte im vergehenden Jahr!
    Und überreichen Segen Gottes dem Werk und allen denen, die darin arbeiten, sozus. dem „Morgenstern“ folgend ins ferne Peru aufgebrochen sind und dort vom König der Juden wie auch der restlichen Welt erzählen!
    Gott mit euch!
    Reinhard Seiler

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