Ursula Winkelmann ist die Krönung

Ein Vorbild ohne es zu wissen

Mein Vortrag in der Evangelischen Kirchengemeinde Laaken bei Wuppertal ist vorbei und wir sitzen gemütlich bei Plätzchen und Kaffee zusammen. „Dr. John, ich habe oft gegrübelt, was meine Bestimmung sein könnte, um anderen zu helfen“, bemerkt eine attraktive Dame von gerade mal 87 Jahren. „Aber irgendwie habe ich von Gott keinen klaren Auftrag erhalten!“

„Darf ich fragen, was Sie denn in ihrem Ruhestand gemacht haben?“ Ich werde den Verdacht nicht los, dass meine liebe Gesprächspartnerin etwas tief stapelt.

„Hm, ich war 18 Jahre bei der Tafel engagiert. Mein Mann und ich fuhren im Sozialmobil die verschiedenen Stationen ab!“ Wow, ich bin tief beeindruckt.

„Wenn wir im Himmel am Tisch der Brüderlichkeit zusammensitzen, wird Jesus wahrscheinlich zu Ihnen sagen: ‚Was Du einem meiner geringten Brüder getan hast, das hast Du mir getan!'“

Ursula Winkelmann lacht. „Wie interessant“, erwidert sie, „unserem Pastor habe ich gebeten, er solle bei meiner Beerdigung genau über diese Bibelstelle predigen!“ In Gedanken ziehe ich vor Ursula meinen Hut. Sie ist ein modernes Vorbild durch und durch. „Da wollte sie von Gott eine Berufung erhalten und hat den Willen Christi fast zwei Jahrzehnte umgesetzt wie kaum ein zweiter.

„Wir hatten mit den Obdachlosen damals ein richtig herzliches Verhältnis“, fährt Ursula fort. „Einer von ihnen hat sogar auf dem Friedhof das Grab meines Mannes gesucht!“

Ich mache große Augen. „Sie sind ’ne Wucht“, bemerke ich und verabschiede mich mit einem festen Händedruck. Die Autobahn wartet. Wie gut, dass es Menschen gibt wie Ursula Winkelmann!/KDJ

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