Welche Kokosnuss ist denn hier drauf gefallen?

Beule

Das hatte mir gerade noch gefehlt

4. September, Heathrow airport: Meine Rundreise durch England wird heute Abend beginnen. Ich beäuge kritisch meinen Leihwagen von Alamo. Nach Aussage des Vertrags, besteht nur ein Schönheitsfehler am linken Vorderrad. Doch mit einem aufmerksamen Blick entdecke ich mehrere Kratzer, die ich gewissenhaft auf einem Blatt Papier notiere. Bevor ich das Gelände von Alamo verlasse, werde ich der Firma meinen Bericht zu Protokoll geben. Denn auf jeden Fall möchte ich bei der Rückgabe des Fahrzeugs Scherereien vermeiden. Mit Argusaugen schleiche ich mehrmals um den KIA herum.

20. September, nördlich von London: Am Morgen gehe ich auf den Parkplatz meines Hotels. Da trifft mich plötzlich der Schlag. Rechter Hand über der Hintertür fällt mir sofort eine große Beule ins Auge. “Welche Kokosnuss ist denn hier drauf gefallen?” , frage ich mich. Ich war in keinen Unfall verwickelt und habe auch keinen verdächtigen Laut während der Fahrt registriert. Aber Beule ist Beule. Irgendein Depp muss sich in der Nacht am Wagen vergangen haben.

Eine ärgerliche Angelegenheit, denn der englische Mietverleiher hat immerhin 1.000 Pfund von meinem Mastercard-Konto geblockt.  Was einer Summe von rund 1.200 Euro entspricht. In dieser Höhe bin ich erst einmal bei der Schadensregulierung dabei. Glücklicherweise habe ich den Vertrag über “Billiger-Mietwagen.de” mit Vollkasko abgeschlossen. Somit wird mir der Betrag nach viel Papierkram irgendwann rückerstattet. Aber falsch gedacht. – Wie ich durch einen Anruf bei der deutschen Vertragsfirma erfahre, sind Dachschäden von der Vollkasko ausgenommen. Prost Mahlzeit. Was mache ich jetzt?

Nach einem Presseinterview am gestrigen Morgen in London, fahre ich um die Mittagszeit zum Heathrow airport, um die Sachlage mit Alamo zu besprechen. Meine Stimmung ist mies, als ich das Büro betrete. In der Bibel heißt es: “Alle eure Sorgen werft auf Ihn (Gott), denn er sorgt für euch!” Dieser Gedanke bleibt in meinem Kopf haften. Aber wie sollte Gott mir helfen. Die Beule ist da. Selbst ein Blinder sieht sie. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Gott mir hier beistehen könnte.  “Alle eure Sorgen werft auf Ihn!”

Die Dame im Büro redet eine Weile mit ihrer Chefin über den Vorfall. Dann schickt sie mich zu einer Gruppe von Mitarbeitern nach draußen. Einer der Männer tippt den Code des Nummernschildes in sein Gerät und Sekunden später wird ein kleiner Zettel ausgedruckt. Nun brummt der Engländer gutmütig: “Die Beule ist alt, machen sie sich keine Sorgen!” –  Wenn der Stein, der gerade von meinem Herzen fällt, den Leihwagen treffen würde, dann gäbe es jetzt tatsächlich eine Riesenbeule.

Problem gelöst und doch bleibt mir die Sache unverständlich. Mit der größten Sorgfalt hatten meine Blicke den Wagen bei der Übernahme begutachtet. Und zwei Wochen lang fuhr ich 4.500 KM durch England, ohne offensichtliche Delle. Bis zum 20. September, da war sie plötzlich da. Mir fällt wieder der Satz aus dem Buch der Bücher ein: “Alle Eure Sorgen werft auf Ihn, denn er sorgt für Euch!”  Und ich schicke ein inniges Dankgebet zum Himmel. /KDJ

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