Von der Parade in die Notaufnahme

 Slider Verbrennungsopfer

Eine E-Mail in der Nacht von Dr. Martina John

Lieber Klaus, am heutigen Montag fand ja die große Parade zum Festtag von Curahuasi statt und es tummelten sich wirklich Tausende auf der Plaza. Während das Colegio Diospi Suyana ziemlich weit vorne marschieren konnte, mit eigener Band und sehr goldigen kleinen Schülern, war das Krankenhaus bei den Institutionen von Curahuasi eher am Ende dran. Wie immer mit flottem Schritt auf den Hit von Markus Witt: Cristo es mi Señor. Wir waren tatsächlich so viele, dass die gesamte Straßenlänge von unseren Mitarbeitern eingenommen wurde. Ein Gruppenbild zum Schluss. Alles hat gut geklappt und die Curahuasinos freuten sich, dass wir Gringos versuchten anständig zu marschieren. Aber Diospi Suyana sorgte auch mit seinem Stand für Aufmerksamkeit.

No al alcohol – si a la vida! (Nein zum Alkohol – Ja zum Leben) Mti diesem Banner lud Diospi Suyana an dem Zeltstand zu einem Becher Wasser oder Chicha Morada OHNE Alkohol ein. Flyer informierten über die Risiken von Alkohol und boten Hilfe an. Es gibt seit einiger Zeit eine neue Männergruppe, der zwei ehemalige Alkoholiker beiwohnen, die Christen wurden. Jetzt sind sie frei vom Alkohol. Beide kannten sich früher von wilden Saufgelagen, aber heute wollen sie anderen helfen, vom Teufelszeug Alkohol loszukommen. Unsere Augenärztin Ursula Buck hatte 50 Liter Chicha morada spendiert und stand den ganzen Tag für Gespräche zur Verfügung.

Jetzt kommt das Spannendste – wir waren gerade alle vom Marschieren nach Hause gekommen, als das Hospital über einen Notfall informiert wurde. Bei den Straßenarbeiten in der Nähe des Ortes Limatambo wäre es zu einer großen Explosion gekommen. Wie wir später hörten, war folgendes passiert: In einem Teerbehälter hatte sich eine Menge Gas angesammelt. Als ein Arbeiter den Deckel aufschraubte entlud sich die Ladung. Er war sofort tot. Ein anderer starb wenig später an der Unfallstelle. Ein dritter Mann mit Barotrauma wurde in unser Krankenhaus gebracht. Er war 4 Meter weit geschleudert worden, kam aber mit einem Schock, ohne Knochenbrüche oder größere Verletzungen davon. Ein vierter Patient stand bei der Explosion zwar 8 Meter entfernt, wurde aber von heißem Teer erwischt. Er erlitt schwere Verbrennungen im Gesicht, an den Armen, Händen und am Rücken, leichtere an den Beinen. Er wurde an unserem Krankenhaus gut mit Flüssigkeit, Schmerzmitteln und Antibiotika versorgt. Dann haben wir ihn aber wegen der Schwere seiner Verletzungen an eine Verbrennungsstation nach Cusco verlegt.

Viele liebe Grüße, deine Tina

Am Morgen beim Standaufbauen
Die ersten Besucher am Stand am Morgen
Ursula Buck am Stand
Dr. Ursula Buck am Stand. Rechts daneben Lehrerin Manuela Trinker.
die fleissigen Standaufbauer Markus Rolli und David aus der Logistik
Markus Rolli und Logistikmitarbeiter David haben den Stand aufgebaut.
Aerzte an der Ziellinie
Die Ärzteschaft überquert die Ziellinie.
das traditionelle Gruppenfoto
Das traditionelle Gruppenfoto danach
Annette Haar
Chirurgin Dr. Annette Haar bei der Arbeit
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