Stau an Kasse 5

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Auf heißen Kohlen

Für 16:30 Uhr ist eine Sitzung des Direktoriums anberaumt. Vorher wollen Johannes Bahr und ich noch einiges in Cusco erledigen. Kurz nach 4:30 Uhr am Morgen fahren wir los. Mein Treffen mit einem Direktor der Telefongesellschaft Claro verläuft zufriedenstellend. Johannes ist schon längst im Baumarkt “Maestro” und arbeitet sich durch unsere Einkaufsliste.

Um 11:30 Uhr suchen wir gemeinsam die Lampen für das Medienzentrum aus. Schließlich warten wir Zwei an der Kasse. Wir wollen bezahlen und danach nichts wie zurück nach Curahuasi.

Szenario 1 in Nordeuropa: Der Kunde kann die Produkte gar nicht so schnell in den Einkaufswagen packen, wie die Kassiererin die Artikel in die Kasse eingibt. Wenige Minuten danach trägt man seinen Einkauf zum Auto.

Szenario 2 in Cusco/Peru: Es ist 1:20 Uhr und wir bitten die Mitarbeiter des Baumarkts um Eile. Drei Angestellte machen sich ans Werk. Ich blicke auf meine Armbanduhr. Die Fahrt nach Curahuasi dauert mindestens 2 1/2 Stunden. Die Zeit drängt. Wir rufen beim Verwaltungsleiter Stefan Seiler an, damit er den Betrag elektronisch überweist. Der leitende Angestellte rät uns, die Ware an der Kasse zurück zu lassen und lieber Mittagessen zu gehen. Ich blicke ihn entgeistert an und brummele, dass wir wegen des Zeitdrucks auf heißen Kohlen stehen. – Die Blitzüberweisung ist getätigt und eine Bankanfrage im Baumarkt bestätigt den Eingang des Geldes. Wunderbar, dürfen wir jetzt gehen?

Leider nein. Wir werden informiert, dass man auf eine zusätzliche Bestätigung der Bank wartet. “Sie haben doch eben selbst gesehen, dass die Überweisung bei ihnen eingetroffen ist!”, rufe ich. Langsam werde ich wirklich ungeduldig. – Keine halbe Stunde später kommt die Info –  woher auch immer – dass alles in Ordnung ist. Na endlich! Dürfen wir jetzt gehen?

Leider nein. Die Mitarbeiter tippen ein zweites Mal alle Produkte in die Kasse. Sie hatten es versäumt die erste Liste zu speichern. “Das darf doch nicht wahr sein!”, denke ich und blicke ruhelos auf meine Uhr. Dürfen wir jetzt gehen?

Leider nein. Eine dritte Auflistung scheint notwendig, um den Betrag zu überprüfen. Eine halbe Stunde später folgt die nächste Kontrolle. Diesmal vom Türsteher, der sicherstellen will, dass wir Kunden nicht in krimineller Absicht einen unerlaubten Gegenstand nach draußen tragen.

15:30 Uhr: Alles ist im Auto verstaut. Ich drücke aufs Gas. Auf der Rückfahrt diskutieren Johannes Bahr und ich angeregt die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen “Kassen-Geflogenheiten”.  Was ist besser, nur zehn Minuten an einer deutschen Kasse zu warten mit dem Zeitdruck und dem nächsten Käufer im Nacken – oder zweieinhalf Stunden an einer peruanischen Kasse den Tag zu genießen und dabei gemütlich eine Cola zu trinken?

Um halb Sieben am Abend, es ist schon dunkel, betrete ich mein Büro und darf noch drei Stunden der Konferenz beiwohnen. /KDJ

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