Schweigen ist manchmal das Allerbeste
Während der Rückreise nach Curahuasi überlege ich mir das Thema für unsere Webseite. An der Haltestelle in Cusco warten wir 90 Minuten auf weitere Fahrgäste und ich lese schnell die Schlagzeilen bei FAZ online. Und sofort weiß ich, dass die Freigabe unseres Containers oder die Spende von Jugendlichen nicht die eigentliche News des Tages sein dürfen.
30 Tode. 30 Menschen sterben, weil andere Menschen es so wollen. Alles ist geplant und gut vorbereitet. Wir sind sprachlos. Der abgrundtiefe Hass, die brutale Gewalt, die grenzenlose Trauer der Angehörigen. Wir erstarren.
Dabei ist nicht der Tod dieser 30 Menschen das ursächliche Problem. Gestern starben tausende eines natürlichen Todes und tausende eines gewaltsamen Todes. Alter und Leid, Krankheit und Luftnot. Und dann das Aus. Warum?
Sechs Monate vor seinem Tod machte ich ein Foto von meinem Vater. Er überquerte eine Straße in Wiesbaden und unwillkürlich wollte ich diese Szene festhalten. Er ging gebeugt, weil die Metastasen einige seiner Wirbelkörper gebrochen hatten. Er ging langsam, weil die Kräfte nachließen. Mitten an der Kreuzung spürte ich die geballte Melancholie einer heilen Familie, die zerbricht. Einige Monate zuvor war meine Mutter gestorben, um die er sich noch lange gekümmert hatte.
Ich war aus Peru eingeflogen, um an ihrer Beerdigung teilzunehmen. “Auch wenn alle weinen, werde ich nicht weinen!” So hatte ich mich im Freundeskreis geäußert. Doch es kam ganz anders. Keiner weinte bei der Nachfeier, nur ich.
Und mein Blick gleitet zum Kreuz und stundenlang könnte ich in Gedanken versunken nachdenken. Keine frommen Sprüche. Und bitte keine theologischen Richtigkeiten.
In vier Tagen werden wir es wieder wissen, dass nur deshalb eine tiefe Kraft vom Kreuz Christi ausgeht, weil das Grab drei Tage später leer war. Es gibt keinen besseren Trost als diesen. Und ich ahne, dass wir nur am Kreuz Christi echten Frieden finden. /KDJ
