Soziale Verantwortung und Evangelisation

In der Mitte des 20. Jahrhunderts hat keine Frage die Christen mehr bewegt als diejenige nach dem Verhältnis der Evangelisation zur sozialen Verantwortung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben viele Theologen das Evangelium auf soziales Engagement zugunsten der Benachteiligen dieser Welt und zugusten der Errichtung von gerechten, den Menschen dienenden Strukturen reduziert. Sie haben die gesellschaftliche Verantwortung der Christen auch deshalb so betont, weil viele engagierte Christen zu einseitig die Betonung auf das individuelle Seelenheil gelegt hatten – auf Kosten der Weltverantwortung.

Jesus Christus hat uns jedoch ein zweifaches Gebot gegeben: Wir sollen Gott von ganzem Herzen lieben und unsere Mitmenschen wie uns selbst. Bei aller Betonung der praktizierten Nächstenliebe gingen immer mehr christliche Verantwortungsträger zu weit und vergaßen, dass die Nächstenliebe ihre Kraft aus der Gottesbeziehung erhält, und dass ohne diese göttliche Quelle unser noch so gutes Tun letztlich keine bleibenden Früchte trägt. Sie hatten die Nächstenliebe selber zum Evangelium gemacht und sie an die Stelle des göttlichen Heilshandels gestellt. Das Streben nach dem Wohl der Menschen hatte die Botschaft vom Heil in Jesus Christus verdrängt und wurde selber zum Evangelium.

Aus"Ruth und Billy Graham – ein Ehepaar verändert die Welt" von Hanspeter Nüesch

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