Ignacio, glaubst Du an Gott?

Zur Vorgeschichte: Vor zwei Monaten erhielt das Hospital Diospi Suyana zwei nagelneue Laborgeräte für die Blutgasmessung im Wert von 31.000 USD.

Nach meinem Vortrag beim Chef des Dannaher-Konzerns in Washington am 2. März entschied die Tochterfirma Radiometer aus Kopenhagen auch die Verbrauchsmaterialien für ein Jahr zu spenden (17.000 USD).

Wegen der kurzen Haltbarkeit der Flüssigkeiten von nur drei Monaten sollten die Sachspenden per Luftfracht nach Lima geflogen werden. Am 26. April erreichte die erste Lieferung im Wert von 1700 USD die peruanische Hauptstadt. Fast vier Wochen sind seitdem vergangen und die Behörden stellten sich quer. Weitere Dokumente mussten beigeschafft werden. Als Letztes bestand die Agentur APCI auf zusätzliche Erklärungen aus Deutschland. Die Beamten hatten etwas am deutschen Stempel und unserer Vereinsadresse auszusetzen.

Die Reagenzien in der Kiste können nur noch für zwei Monate verwandt werden. Die Zeit drängte total. Heute Morgen flog ich nach Lima, wild entschlossen die Blockade der Behörden zu überwinden. Gemeinsam mit Carmen Rosa und Ignacio Oliva von der Zollagentur Prosoi beratschlagten wir über die weitere Vorgehensweise.

Mein Plan war ein Besuch bei APCI und falls Schwierigkeiten auftreten sollten, wollte ich direkt zur führenden peruanischen Zeitung "El Comercio" gehen und die Massenmedien um Hilfe bitten.

Als Ignacio und ich im Taxi nach Miraflores fuhren um unseren Fall ein letztes Mal bei APCI vorzustellen, fragte ich ihn: Ignacio, glaubst Du an Gott?

Natürlich glaubt Ignacio an Gott, wie 97 % aller Peruaner. "Glaubst Du auch, dass Gott sich um solche Details wie Behördenschikane kümmern kann?"

Jetzt war sich Ignacio nicht mehr so sicher. "Vielleicht, aber vielleicht auch nicht!"

Schließlich standen wir vor der Tür der Behörde APCI. Bevor ich die Klingel drückte, drehte ich mich zu meinem Begleiter um und sagte: "Ignacio, komm lass uns beten!"  Erstaunt blickte er mich an. In kurzen Worten bat ich um Gottes Hilfe und seinen Segen. Als guter Katholik schlug Ignacio das Kreuzzeichen.

Eine Dame gewährte uns Einlass. Drei Minuten vergingen und wir wurden in das Büro der Chefin Mariela Pineda geführt. Mir ihr habe ich im Laufe der Jahre schon mehrere heiße Diskussionen geführt.

Die Atmosphäre war diesmal sehr freundlich. Keine fünf Minuten später bat mich Sra. Pineda um eine Kurzpräsentation über Diospi Suyana für ihre Kollegen. Ich hätte 10 Minuten Zeit dafür. Kaum war mein 35-Minuten-Vortrag zu Ende, schickte die Leiterin des Büros eine schnelle Email an den Zoll in Callao und veranlasste die Freigabe der Sachspende.

Zum Abschied klopfte ich Ignacio auf die Schulter und sagte: "Denk daran, wir haben eben vor der Tür zusammen gebetet!" KDJ

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