
Der Fall der Woche
Pedro Human* ist 12 Jahre alt und wohnt im Bundesstaat Cusco. Im Vergleich zu seinen Altersgenossen wirkt er in den letzten Monaten ziemlich schwächlich. Der Familie fällt auf, dass seine Hautfarbe immer dunkler wird. Schließlich folgen einige Untersuchungen in der örtlichen Gesundheitsstation. Bei der Blutanalyse zeigt sich eine Polyzythämie. Das heißt, in seinem Blut ist der Prozentsatz an roten Blutkörperchen stark erhöht.
Das medizinische Personal kann sich aus diesem klinischen Bild keinen rechten Reim machen. Und so wenden sie eine Methode an, die schon im Mittelalter für alle möglichen Beschwerden herhalten musste, den Aderlass. Über einen Liter Blut zapft man dem Jungen ab. Ergebnis: Er ist noch schlapper als vorher. Der Vater wird misstrauisch. Vor einigen Tagen brachte er seinen Sohn in die Sprechstunde des Hospitals Diospi Suyana.
Dr. Martina John bemerkt seine Uhrglasnägel. Diese Wölbung der Fingernägel ist typisch für ein Lungenleiden. Das Röntgenbild ergibt dann die wahre Diagnose: Miliartuberkulose.
Wenn er seine Tabletten regelmäßig einnimmt, kann der Teenager wieder genesen. Seine weite Reise nach Curahuasi hat ihm höchstwahrscheinlich das Leben gerettet.
Erklärung: Weil die Sauerstoffaufnahme in der Lunge durch die Tuberkulose beeinträchtigt war, versuchte der Körper das durch vermehrte Bildung von Sauerstoffträgern (rote Blutkörperchen) auszugleichen. Der Aderlass hat weder die Ursache der Infektion behandelt, noch dem Patienten symptomatisch geholfen. Nichtwissen ist in der Medizin ein gefährlicher Ratgeber. (* Name verändert)
