Das Faltblatt im Postfach

Katrin Krägler (KK) arbeitet als stellvertretende Finanzdirektorin am Hospital Diospi Suyana. Es gibt nicht viele Badenerinnen, die sich entscheiden aus dem deutschen Berufsleben auszusteigen um nach Peru zu ziehen. Hinter so einem abenteuerlichen Entschluss steht sicherlich eine besondere Geschichte. DS befragte Katrin über die Hintergründe ihrer Entscheidung.

DS: Katrin, was machst Du am Missionsspital Diospi Suyana?

KK: Ich arbeite in der Verwaltung des Krankenhauses, aber ehrlich gesagt mache ich etwas ganz anderes als vorher in Deutschland.

DS: Wieso?

KK: Vorher war ich im Controlling der Psychiatrie Wiesloch tätig und habe Kalkulationen erstellt.

DS: Und jetzt?

KK: Ich mache alles Mögliche. Natürlich habe ich auch hier mit Finanzen zu tun, z. B. bei der Bezahlung der Gehälter an die Angestellten und bei der Abrechnung von Patientenrechnungen. Preiskalkulation gehört natürlich auch dazu.

Doch darüber hinaus helfe ich den neuen Missionaren die bürokratischen Hürden in Peru zu nehmen, besondern nach der Einreise.

DS: Wann hast Du eigentlich zum ersten Mal von Diospi Suyana gehört?

KK: Im März 2006 steckte mir der Chef der damaligen Finanzabteilung ein Faltblatt über Diospi Suyana in meinen Briefkasten. Er dachte, ich würde mich vielleicht dafür interessieren.

DS: Und hat es Dich interessiert?

KK: Na klar, ich hatte mich schon mehrere Jahre mit Peru beschäftigt. Ich fühlte so eine innere Sehnsucht, mal in Peru zu leben.

DS: Hat Dich die Lektüre des Flyers beeinflusst?

KK: Ich habe es drei Wochen zur Seite gelegt und nachgedacht. Ich wusste, wenn ich bei Diospi Suyana anrufe, lande ich fast zwangsläufig in Peru.

DS: Kam dieser Telefonanruf doch noch zu Stande?

KK: Ich habe mich per Email gemeldet und am Abend des gleichen Tages rief mich ein Dr. John an. Danach war für mich klar, wohin die Reise geht.

DS: Anderthalb Jahre später bist Du nach Peru ausgereist. Welche Schritte lagen noch zwischen Erstkontakt und Abflug?

KK: Ich besuchte einen Vortrag über das Projekt und nahm an einem Diospi Suyana Interessententreffen teil. Außerdem wurde ich Missionarin bei der Vereinigten Deutschen Missionshilfe. Die zahlt mir ein über Spenden finanziertes Gehalt.

DS: Bist Du Dir sicher, dass Du an dem Platz arbeitest, wo Gott Dich haben will?

KK: Ja, da besteht für mich überhaupt kein Zweifel.

DS: Darf ich fragen, wie lange Du noch in Peru bleiben willst?

KK: Mitte nächsten Jahres gehen meine ersten drei Jahre am Missionsspital zu Ende. Ich bete, dass Gott mir zeigt, ob ich dann nach Deutschland zurückkehren soll.

DS: Wie verbringst Du Deine Freizeit in diesem verlassenen Hochtal der Anden.

KK: Ich bin in zwei Diospi Suyana Kinderclubs aktiv. Den einen leite ich mit der Anästhesistin Tove Hohaus und den anderen mit der OP-Schwester Carolin Müller. Irgendwie ist in Curahuasi immer etwas los. Manchmal fahre ich auch übers Wochenende nach Cusco. Außerdem gehöre ich zu einer Gesprächsgruppe aus Deutschen und Peruanern. Wir treffen uns einmal die Woche.

DS: Hat sich Dein Chef damals in Deutschland sehr über Deine Ausreise geärgert.

KK: Na ja, er war von meiner Entscheidung nicht gerade begeistert. Aber ich glaube, er hat mich verstanden.

DS: Solltest Du jemals in Curahuasi Deine Zelte abbrechen, wären sicherlich viele traurig. Oder?

KK: Hm, vielleicht.

DS: Dann bleib doch lieber hier.

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