Bianca auf der Hochzeitsmesse
Unser Navigationsgerät bringt uns in die Außenbezirke von Johannesburg. Schließlich biegen wir auf das Gelände der South Campus Church. In wenigen Minuten werden wir Trevor Sampson und seine Tochter Bianca sprechen. Dabei versuchen wir die Frage zu beantworten, ob Gott Lotto spielt.
Sommer 2011: Meine Frau Tina und ich stellen unsere Arbeit in einer Kirchengemeinde in Bremen-Blumenthal vor. Am Nachmittag treffen wir in der Wohnung des Pastors auf die Sampsons. Was die farbigen Südafrikaner uns von ihrer Tochter erzählen klingt unglaublich spannend. Ob sich jemals die Chance bieten wird diese Geschichte zu überprüfen?
25. Februar 2016: Wir sitzen Bianca Moeketsi, geb, Sampson und ihrem Vater Trevor gegenüber. Während die attraktive Mediendesignerin berichtet, mache ich mir einige Notizen.
Wir schreiben August 2010: Bianca Sampson fährt mir ihrem Verlobten von Johannesburg nach Kapstadt. Hin und zurück schrubben die beiden fast 2.800 Kilometer. Der Grund der Reise ist eine persönliche Mitteilung an ihre Eltern: “Mama, Papa, wir wollen heiraten!” – In den folgenden Monaten stehen gleich mehrere Feste an. Kräftige Ausgaben kommen auf die Familie zu. Den Sampsons ist klar, dass sie eigentlich kein Geld für eine Hochzeit investieren können. Aber sie geben ihrer Tochter trotzdem eine positive Antwort: “Wir wissen zwar nicht wie wir die Feier bezahlen sollen, aber Gott kann uns helfen?”
Vier Wochen später findet in Randburg (nördlich von Johannesburg) eine Hochzeitsmesse statt (Wedding Expo). Bianca und ihr Verlobter wollen sich auf der großen Ausstellung inspirieren lassen. Sie haben gehört, dass man dort auch an einer Lotterie teilnehmen kann. Das Gewinner-Pärchen kriegt eine gesamte Hochzeit mit allem Drum und Dran gesponsert. Jeweils eine Teilnahmekarte für die Tombola ist der Zeitung “The Star” beigelegt. Bianca studiert noch und wie bei Studenten üblich ist sie knapp bei Kasse. Aber trotzdem hat sie gleich zehn Exemplare der Gazette gekauft. Gewissenhaft trägt sie ihren Namen auf den Karten ein und trägt sie zur großen Box mit dem berühmten Schlitz.
Sie weiß, wie unwahrscheinlich der Hauptgewinn wäre, denn nur ein Pärchen wird gewinnen. Bianca steht nun direkt am Behälter, da kommt ihr plötzlich ein merkwürdiger Gedanke in den Sinn. “Wenn Gott will, dass ich hier gewinne, dann brauche ich keine zehn Karten, sondern nur eine einzige!” Die hübsche junge Frau ist im Begriff den berühmten Sprung des Glaubens zu wagen. Sie zerreißt neun Karten und wirft sie in einen Papierkorb. Dann schiebt sie langsam die letzte verbleibende Karte durch die schmale Öffnung.
Einige Tage später erhält sie einen Anruf an ihrer Arbeitsstelle. Bianca und ihre Kollegen müssen eine Zeitschrift unter Zeitdruck fertigstellen. Bianca ist in Gedanken ganz woanders, als sich am anderen Ende der Leitung eine Dame von der Hochzeitsmesse meldet. “Habe ich auf der Messe vielleicht irgend etwas vergessen?” schießt es Bianca durch den Kopf. Es dauert mehrere Sekunden bevor sie innerlich versteht, was Amanda Cunningham ihr mitteilt: “Sie und ihr Verlobter haben gewonnen!”
Die Wedding Expo bezahlte für Bianca und ihren Freund Tokoloho die Vorbereitung und Durchführung der Hochzeit mit 120 Gästen. Das Fest fand in einem 5-Sterne Hotel statt. Alle Kleider und Anzüge der Begleiter wurden bezahlt. Die Ringe, die Torte, das Essen und das Trio für die klassische Musik gingen auf Kosten der Firmen. Selbstverständlich waren die Flitterwochen inklusive. Der Wert all dieser Leistungen lag bei 200.000 Rand. Im Jahr 2010 entsprach diese Summe über 21.000 Euro. Wobei die Kaufkraft dieses Betrages in Südafrika deutlich höher einzustufen ist als in Europa.
“Eigentlich wäre ich mit einer kleinen bescheidenen Hochzeit zufrieden gewesen!”, beteuert sie, “aber dann kam es halt so!”
Natürlich spielt Gott kein Lotto und die allerwenigsten Teilnehmer gewinnen. Aber als Bianca neun der zehn Karten wegwarf, – weil Gott ja alles kann, – wurde die Szene zu einem Glaubensbekenntnis ersten Ranges.
“Bianca!”, wie viele Karten befanden sich im Kasten. Diese Information brauche ich noch. Bitte rufe das Messebüro an und erkundige Dich!” Einen Tag später erhalte ich die Antwort per E-Mail. “Nach Auskunft des Organisators Wedding Expo waren es um die 4.000!”
Mit Gott werden wir nicht reich, aber erfüllt. Es ist nicht unsere Aufgabe mit der Macht des Gebetes einen Jackpot zu knacken. Unser Auftrag besteht in einem Leben, dass Gott ehrt und anderen Menschen dient.
Trotzdem zweifeln Bianca und ich nicht daran, dass Gott eingegriffen hat. Warum hat er das eigentlich getan?
