Auf dem Kissen hin und her

Carlos am Mikro Slider

Nachts um vier

Carlos A. ist eine wichtige Person. Er ist Mann seiner Frau, Vater seiner Kinder und Mitarbeiter unseres Medienzentrums. Vor einem Jahr blieb es lange unsicher, ob er und seine Familie von Lima in das ferne Curahuasi ziehen würden.

Doris Manco stellte damals das Team gerade zusammen, doch ob der Produzent und Kameramann den Umzug riskieren würde, wusste keiner. „Brauchst Du diesen Mann denn für die Medienarbeit von Diospi Suyana?“, fragte eines Tages eine Bekannte aus der Kirchengemeinde. „Unbedingt!“, antwortete Doris, „aber die Kosten des Wohnungswechsels sind für Carlos wohl zu hoch!“

„Mach Dir da mal keine Sorgen“, meinte ihre Freundin beschwichtigend „ich bezahle die fünf Flugtickets für Carlos, seine Frau und die Kinder!“ Die Peruanerin hielt Wort. Sie überwies den Betrag für eine Familie, die sie selbst nicht näher kannte. Oder anders ausgedrückt, sie gab das Geld für Gott, dem die Christin seit vielen Jahren vertraute.

Eine wunderbare Geschichte, bis Anfang 2017. Da wurde Carlos plötzlich krank und nach einer Routineoperation folgte der Kollaps. Von Tag zu Tag ging es ihm schlechter. Die Spirale drehte sich nach unten. Wir bei Diospi Suyana rechneten mit dem Schlimmsten…

Es ist Freitag, der 10. März um vier Uhr am Morgen. Ich liege im Bett eines billigen Hotels im Ort Uripa. Soeben haben mich die Sorgen um Carlos aus dem Schlaf gerissen. Ich fange an zu beten, um Schutz, Heilung und Gesundheit. Lange wälze ich mich auf meinem Kissen hin und her.

Zur gleichen Zeit wacht meine Frau Martina in Curahuasi auf. Ihr erster Gedanke heißt: „Carlos“. Ohne voneinander zu wissen, beten wir beide aus Angst und Leidenschaft für unseren Kollegen.

Fünf Stunden später rufe ich Tina an: „Wie steht es um Carlos?“, frage ich und lausche in den Hörer. „Total schlecht“, sagt sie, „vorhin haben wir als Team an seinem Bett gestanden und noch einmal gebetet!“ Ich stöhne leise vor mich hin.

Der Tag ist allerdings noch nicht zu Ende. Fast unmerklich tritt eine Besserung ein. Die Laborbefunde zeigen endlich in die richtige Richtung. Die tagelange Hängepartie geht zwar noch weiter, aber es keimt Hoffnung auf.

Mittlerweile ist Carlos aus dem Spital nach Hause entlassen worden. Die starken Schmerzen haben nachgelassen und er fühlt sich wieder bei Kräften. Ich habe keine Zweifel, dass die Gebete den Ausschlag gegeben haben. Nachts um 4 Uhr in Uripa und Curahuasi, aus tiefsten Herzen mit Zittern und Zagen.

Am vorletzten Tag seines Krankenhausaufenthalts rief ich ihm von der Tür aus zu: „Carlos, wir werden gemeinsam mit unserem Radioprogramm bis nach Tumbes kommen!“ (Stadt an der Nordgrenze Perus, etwa 2000 Km von Curahuasi entfernt)

Und Carlos hatte im Brustton der Überzeugung geantwortet: „Von Tumbes bis Tacna!“ (Stadt an der Südgrenze Perus)
Dann haben wir beide gebrüllt: “Von Tumbes bis Tacna, von Tumbes bis Tacna!”/KDJ

Bildlegende: Carlos A. hält eine Kurzansprache am Tag der Einweihung des Medienzentrums.

Click to access the login or register cheese