Die Entscheidung fiel am 2. Weihnachtsfeiertag: Leben oder Tod?
Peter Häberle ist ein waschechter Baden-Württemberger. Fleißig, innovativ, erfolgreich. In seiner Jugendzeit war er etwas christlich angehaucht und spielte sogar in einem Posaunenchor mit.
Als 26-jähriger zieht er nach Gronau in Nordrhein-Westphalen. Der Überflieger eröffnet ein Textilkaufhaus und in nur zwei Jahren kommen 15 weitere Filialen hinzu. Erfolg auf der ganzen Linie. Das Geld fließt und ermöglicht ihm den Eintritt in die High Society. Empfänge und Feste. Peter natürlich in der ersten Reihe. Beste Kontakte in Politik und Wirtschaft. Und schnell hat er sich an die teuren Alkoholika gewöhnt. Vor der Tür seiner Villa stehen vier Wagen der Extraklasse. Manchmal sind es auch einige mehr. Geld? Kein Thema. Am Wochenende fährt er in der Formel V als Amateur-Rennfahrer mit. Peter Häberle auf der Überholspur. Zeit für seine zwei Kinder hat er keine und für seine Frau eher selten.
1976 verkauft der erfolgreiche Unternehmer sein Textilimperium. Er weiß nämlich wie er noch schneller die Einnahmen steigern kann. Er zieht nach Pforzheim und gründet eine Immobilienfirma. 400 Mitarbeiter in seinem eigenen Verwaltungskomplex kaufen und verkaufen. Sie verwalten Liegenschaften und investieren, dass es eine reine Freude ist. Zum Netzwerk zählt ein privates Bauunternehmen, das mächtig Gewinne abwirft. Der Werbeslogan von Peter Häberle lautet: „Steuern sparen, Vermögen bilden. Ohne Eigenkapital!“ Wer will das nicht?
Er wird Präsident de Fußballclubs von Pforzheim und mit den kräftigen Finanzspritzen von Peter als Mäzen werden teure Spieler eingekauft. Unter seiner Regie steigt der Club mehrmals auf und erreicht die Oberliga.
Seine vielen Millionen wollen gut angelegt werden. Peter Häberle gründet eine Investmentfirma. Dazu stellt er eigens einen Banker, einen Steuerberater und einen Rechtsanwalt ein. Es gilt, die vorhandenen Gelder zu vervielfältigen. 1992 etabliert er in der Schweiz eine AG und Millionen fließen über die Grenze auf sichere Konten. Seine bankähnlichen Geschäfte bewegen sich längst außerhalb der Legalität, zumal es sich bei 80 % der Finanzen um Schwarzgelder handelt.
1994 steigt Peter in das Rotlichtmilieu ein. Bald hat er drei große Bordelle in Stuttgart, Heilbronn und Heidelberg. Pro Zimmer gehen Tag für Tag 100 DM an ihn und da er eine Menge Zimmer hat, macht Peter Reibach wie im Bilderbuch. Er merkt gar nicht, dass das Geld ihn längst beherrscht und er im Hamsterrad rennt wie besessen.
Die Kapitalgeschäfte im Ausland hat er nur mit einem Auge verfolgt. Als er schließlich hört, dass 400 Millionen DM hin- und her jongliert werden, kriegt er plötzlich kalte Füße. Er will aus dieser Sache raus. Aber wie?
1995 gerät er ins Fadenkreuz der Bankenaufsicht. Die Maßgabe der hohen Herren lautet: „Beantragen Sie eine Banklizenz oder zahlen sie allen Anlegern ihre Gelder zurück – innerhalb von sechs Monaten. Peter Häberle will weder das eine, noch kann er das andere. Nach einer Selbstanzeige stehen plötzlich Polizisten mit Maschinenpistolen, Richter und Vollstreckungsbeamte erst in seinem Privathaus, dann in seinem Firmenhauptquartier. Am gleichen Abend wird er wegen Verdunkelungsgefahr in Haft genommen.
Sein Leben gleicht einem Sturz ins Bodenlose. Das Geld ist weg, der Ruf ruiniert und sein Aktionsradius beschränkt sich auf eine kleine vergitterte Zelle. Es folgen Verhöre vor Gericht. Nach der Konkursanmeldung verschleudert ein Insolvenzverwalter seinen Besitz. Die Monate verstreichen. Das Urteil ergeht auf 5 Jahre. Für Peter sind es dunkle Wochen ohne Hoffnung. Das ehemalige Mitglied der feinen Gesellschaft ist nun ganz unten gelandet. Verlassen und verkauft. Gott? Nein, der Glaube bringt nichts, denkt Peter. Stattdessen bereitet er seinen Freitod vor. Über geheime Kanäle verschafft er sich 60 starke Schlaftabletten. Wie ein Arzt später bescheinigt, hätte die Dosis ausgereicht um zwei Elefanten ins Jenseits zu befördern.
Am 2. Weihnachtsfeiertag 1996 dürfen seine Frau, sein Sohn mit Schwiegertochter und dem vierjährigen Enkel zu Besuch kommen. Sie wissen nichts von dem geplanten Selbstmord am Abend. Der kleine Enkel malt in der Zelle ein Bild. Eigentlich ist es eher ein Gekritzel. Einige Linien mit einem schwarzen Punkt.
„Sag, doch mal dem Opa, was der dunkle Fleck bedeutet!“ – „Der Hosenmatz antwortet: „Der Punkt ist ein Samenkorn für neues Leben!“ In diesem Moment passiert etwas völlig Unerklärliches. Peter hat eine Erscheinung. Vor ihm steht eine Lichtgestalt und er weiß ohne jeden Zweifel, dass er soeben dem auferstandenen Jesus Christus begegnet. Von Angesicht zu Angesicht. Ein tiefer Frieden erfüllt sein Herz. Eine Ruhe, die nicht von dieser Welt ist, durchflutet seine Zelle.
Das Bekehrungserlebnis ist echt. Die Nähe Gottes hilft ihm die Jahre der Haft zu überstehen. Bibellesen und Gebet werden im Gefängnis zu seinem Rettungsanker. Peter organisiert sogar einen Gefangenenchor, der christliche Lieder intoniert. Am 20. Februar 2000 wird der Immobilienmogul, Multimillionär und Macher der Superlative bettelarm nach Hause entlassen.
„Peter“, frage ich ihn am Ende unseres Gesprächs „welches Statement würdest Du rückblickend zu Deinem Leben abgeben?“ – Der 83-jährige denkt kurz nach und antwortet bedächtig: „Ich habe 30 Jahre verschwendet. Mein ganzes Geld hatte keinen wirklichen Wert vor Gott. Ich war gefangen und gebunden. Meine Freiheit fand ich erst durch Jesus Christus!“ /KDJ
Nachtrag: Peter und Elke Häberle haben vor einigen Monaten Sabine Teichert, die Leiterin unseres Pflegedienstes, getroffen. Sie verbringen derzeit eine Woche in Curahuasi, um Diospi Suyana kennenzulernen.
