Vieles was flimmert ist flüchtig
Donnerstagabend in Lima: Ich sitze in einer Pizzeria und bearbeite die Webseite von Diospi Suyana. Mich umgibt ein ziemlicher Lärm, was vor allem an den drei Bildschirmen liegt, die vor mir, neben mir und hinter mir mit voller Lautstärke in den Raum dröhnen. Unzählige Clips von M-TV rauschen an mir vorüber. Grelle Lichter flackern an den Wänden. Ich muss mich schon sehr konzentrieren, damit die audiovisuellen Reize mich nicht von meiner Arbeit abhalten. Ich weiß, sie haben mit der realen Welt nichts zu tun.
Meine Gedanken wandern drei Stunden zurück. Um kurz nach 17 Uhr begann meine Präsentation vor 45 Mitarbeitern des Roche Unternehmens. Der Chef Sr. Taboada hatte mich mit freundlichen Worten eingeführt und dabei einen bedeutungsvollen Satz gesagt: “Liebe Kollegen, was sie gleich sehen werden, ist ohne Gott nicht zu erklären!”
Während des Vortrags war es merklich still geworden. An den Gesichtern konnte ich lesen, dass die Geschichte von Diospi Suyana – trotz meiner schlechten spanischen Aussprache – in die Herzen drang. Kein Talk über Bilanzen oder Werbestrategien, keine Vorstellung neuer Produkte und Verkaufsziele. Die Bilder sprachen vielmehr von einer Wirklichkeit, die wir alle schnell übersehen. Dem Wirken Gottes.
Wahrheit und Lüge, Realität und Manipulation. Was ist echt und unverfälscht und bedarf unserer vollen Aufmerksamkeit? Nun denke ich an ein Treffen in Basel Anfang Mai. Zum meinem Vortrag waren auch die Schwester des peruanischen Staatspräsidenten und ihre Tochter Maria gekommen. Die junge Zahnärztin hatte im Oktober und November 2014 bei uns mitgearbeitet. Der Präsident selbst hatte diesen Einsatz für seine Nicht eingefädelt und sie mit Polizeieskorte am Spital abliefern lassen.
Vor meinem Vortrag in Basel erzählte mir Maria* von einer Begegnung mit Ollanta Humala. Nach dem ihr freiwilliger Einsatz in unserer Zahnklinik vorbei war, hatte der Staatschef sie gefragt: “Maria, Du warst zwei Monate bei Diospi Suyana. Sag mir, ist der Glaube dieser Leute echt oder nur aufgesetzt?” – Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern hatte sie geantwortet: “Onkel, der Glaube bei Diospi Suyana ist echt!”
Der höchste Würdenträger Perus nickte mit dem Kopf und sagte langsam: “Dann werde ich immer versuchen, dieses Spital zu unterstützen!”
* Name verändert.
