Eine Begegnung mit Johannes Paul II. an einem trüben Tag

Papst Johannes Paul der zweite
Wo ist Gott?

Gestern sahen wir 86 Tode auf einer Straße in Nizza liegen, heute rollen die Panzer in Ankara. Kam es nicht vorgestern erst zum Brexit und welche Katastrophe wird morgen über uns hereinbrechen? Eine Welt voller Hass, Gier, Streit, Gewalt. Wo ist eigentlich Gott abgeblieben, dessen Sohn doch Liebe und Vergebung predigte?

Freitagnachmittag. Eine dicke Wolkenschicht hängt über Lima. Ein Nieselregen macht die hohe Luftfeuchtigkeit noch unangenehmer. Schlechte Luft und Verkehrslärm. Ein normaler grauer Alltag in einer Megametropole. An einem Tag wie diesen könnte urplötzlich ein Mann um die Ecke rennen und mit Friedrich Nietzsche schreien:

„Wohin ist Gott? , ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns?”

Als ich mit meiner Frau im Stadtteil Lince über eine Straße gehe, sehen wir rechter Hand ein Denkmal. Es zeigt den früheren Papst Johannes Paul II., der sich einem bedürftigen Jungen zuwendet. In seinem geöffneten Umhang erkennt der Betrachter das dornengekrönte Gesicht Christi.

Unabhängig von unseren konfessionellen Bindungen drückt diese bronzene Figur eine tiefe Wahrheit des Glaubens aus. Gott ist da, mitten in unserem Elend. Er leidet mit uns, er hilft uns nicht aufzugeben. Seine Stimme ist leise und eher selten auf Twitter zu hören. Aber er handelt durch uns und trotz uns. Er erfüllt uns mit Liebe und Hoffnung.

Schon in einem Jahr werden die Schlagzeilen dieser Woche alle vergessen sein, aber Er bleibt. Und alle, die Ihm vertrauen, werden festen Boden unter den Füßen spüren, egal ob um uns herum die Bomben hochgehen. /KDJ

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