Wie durch eine zuschlagende Tür

Eine erste Meldung aus der Quarantäne

Die Rückreise nach Peru war für Montagmorgen geplant. Und zwar mit der Lufthansa über Panama City nach Südamerika. Doch am Freitagmittag erhalte ich unvermittelt einen Anruf aus Peru: “Soeben hat der Staatschef bekannt gegeben, dass ab dem Wochenende der peruanische Luftraum für Flugzeuge aus Europa gesperrt wird!” – Wenn ich nicht von meiner Frau Tina und Diospi Suyana über Monate getrennt sein will, muss ich handeln. Sofort.

Ein Reisebüro besorgt mir drei Flugtickets. Eines nach Sao Paulo, denn Brasilien ist für Europäer noch offen.  Außerdem einen getrennten Flug von Sao Paulo nach Lima. Als Träger eines peruanischen Passes wird mir die Weiterreise hoffentlich nicht verwehrt werden. Aber sicher bin ich mir dabei nicht. Allerdings könnten die Brasilianer mich unter ungünstigen Umständen nach Europa zurückschicken. Mein Plan B ist eine viel tägige Busreise durch Brasilien an die peruanische Landesgrenze im Amazonasgebiet. Aber dazu benötige ich etwas Zeit und ich muss deshalb der brasilianischen Einwanderungsbehörde ein Ticket vorlegen können, dass mich von Sao Paulo in ein Drittland bringt. Also trage ich in meiner Innentasche noch ein Flugticket von Qatar Airways. Sao Paulo nach Doha steht auf dem Dokument.

In wenigen Minuten ist mein Handgepäck gepackt. Ein Koffer muss zurückbleiben. Ich will zu jeder Zeit an den Flughäfen blitzschnell umdisponieren können. Da reist es sich leicht am allerbesten. Unterwäsche und drei Hemden zusätzlich. Denn auf mich wartet eine zweiwöchige Quarantäne, vielleicht in einem Privathaus, möglicherweise in einem Spital Südamerikas. Ein hochinteressantes Buch bleibt leider auf dem Schränkchen liegen. Dafür habe ich noch zwei Beatmungsbeutel für unsere Intensivstation besorgt. Die quetsche ich gerade noch so rein.

Nun nehme ich Abschied. Mein Sohn Florian, seine Freundin und ich sitzen zusammen und sprechen ein Gebet. Möge Gott uns alle begleiten, wohin wir auch gehen werden. Auch bei meiner Schwester eine Etage tiefer sage ich tschüss. Wann werden wir uns wieder sehen? Niemand weiß es.

Frankfurter Flughafen. Die relative Leere der Halle ist für mich ungewohnt. Auf der großen Anzeigentafel dominiert ein Wort “cancelled” (abgesagt).

Ein ruhiger Flug nach Brasilien und fünf Stunden Aufenthalt in einer großen Wartehalle. Hinter mir hustet eine junge Frau die ganze Zeit. Trotz meiner Atemmaske stehe ich auf und entferne mich diskret.

Gegen Samstagmittag trifft unsere Maschine in Lima ein. Jeder Passagier muss einen Fragebogen über seine Gesundheit und Herkunft ausfüllen. Man lässt mich durch die Kontrollen und am späten Nachmittag habe ich auch meinen Inlandsflug hinter mich gebracht. In Cusco warten Mitarbeiter des Gesundheitssystems am Flughafen und messen die Temperaturen der Ankömmlinge. In meinem Fall: Kein Fieber, kein Husten und keine Abgeschlagenheit. Als einziger Fahrgast bringt mich ein Taxifahrer nach Hause direkt in die Quarantäne.

Zwei Wochen ausschlafen, lesen und arbeiten. Home Office.

Nicht auszuschließen, dass auf uns alle apokalyptische Szenarien zukommen. Eine gute Gelegenheit das Buch der Offenbarung zur Hand zu nehmen. Könnte es vielleicht doch sein, dass die Bibel recht hat? Wir machen gerade den größten Shut down in Friedenszeiten durch. Hunderttausende werden sterben. Millionen könnten ihre Arbeitsplätze verlieren und Firmen ohne Zahl in den Konkurs getrieben werden.

Der Meeresspiegel steigt und ganze Landschaften in den Fluten versinken (Bangladesch). Trinkwasser wird knapp, zumindest in den Anden, wo die Gletscher dahinschmelzen. Im Süden ist ein neuer Kontinent entstanden. Leider aus Plastikmüll. Die Wissenschaftsgläubigkeit hat ausgedient. Ohne Gott als Autorität über uns sind die Dinge aus dem Ruder gelaufen. Bundespräsident Steinmeier beklagte vor wenigen Tagen eine Enthemmung im Internet. Hasstiraden, wohin man schaut.

Auf unser Missionsspital werden wohl dramatische Entwicklungen zukommen. Hoffentlich müssen nicht ganze Gruppen unserer Mitarbeiter in die Quarantäne. Was mich betrifft, bin ich in 13 Tagen wieder frei. So Gott will. Dieser Satz gewinnt plötzlich eine außergewöhnliche Schwere. So Gott will.

Die letzten zwei Verse der Bibel lauten: “Es spricht der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. – Amen, ja, komm, Herr Jesus! – Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!”

Wohl dem, der eine Hoffnung hat. /KDJ

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