Warum Weihnachten?

Vor Jahren hatte ich einmal eine Freizeit im Böhmerwald. Nachdem de Jungen abgereist waren, musste ich noch einen Tag warten, weil ich mit dem Auto abgeholt wurde, und wohnte an dem Abend in einem alten Jagdschloss, das irgendeinem König gehört hatte. Jetzt wohnte da nur noch ein Förster. Das Haus war halb verfallen. Es gab kein elektrisches Licht. Aber es gab ein riesiges Wohnzimmer mit einem offenen Kamin, in dem etwas Feuer gemacht war. Man stellte mir eine Petroleumlampe hin und wünschte mir: Gute Nacht! Draußen heulte der Sturm. Der Regen peitschte durch die Tannen, die ums Haus herum standen. Wissen Sie: eine Stelle, um eine zünftge Räubergeschichte zu erleben.

Da finde ich auf dem Kaminsims ein Brochürchen. Und darin las ich dann unter der Petroleumlampe. So etwas Schreckliches aber hatte ich noch nie gelesen. Ein Arzt hatte in dem Schriftchen seine ganze Wut gegen den Tod ausgekocht. Seitenweise hieß es etwa so: "O du Tod, du Feind der Menschheit! Jetzt habe ich eine Woche lang gerungen um ein Menschenleben und denke, den Mann über den Berg zu haben, und dann weiß ich, es ist doch vergeblich – du kommst mit deiner Knochenhand. O du Betrüger, du Tod, du Feind!"

Seitenweise nur Hass gegen den Tod! Und dann kam das Schrecklichste: "Du Tod, du Punkt, du Ausrufezeichen!" Und wörtlich fuhr er fort: "O verdammt; wenn du doch ein Ausrufezeichen wärest! Aber wenn ich dich so ansehe, dann verwandelst du dich in ein Fragezeichen. Und ich frage mich: Ist der Tod ein Ende, oder ist er nicht das Ende? Was kommt? Tod, du gemeines Fragezeichen!"

Das ist’s! Und ich kann Ihnen sagen, dass mit dem Tode nicht alles aus ist! Jesus, der Bescheid weiß, hat gesagt: "Der Weg ist breit, der in die Verdammnis führt, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt!" Hier aber fallen die Würfel! Und nun freue ich mich, dass ich einen Heiland habe, der hier schon das Leben gibt und zum Leben führt. Darum verkündige ich ihn so gern.

Sehen Sie: Ich war im Ersten Weltkrieg wochenlang bei Verdun, wo damals eine der größten Schlachten tobte. Zwischen den Linien lagen Leichen über Leichen. Ich bin mein Leben lang diesen süßlichen Leichengeruch nicht mehr losgeworden. Und immer, wenn ich so ein Ehremal sehe: "Es fielen fürs Vaterland", dann rieche ich den Geruch von Verdun, den Leichengeruch. Und wenn ich denke: "In hundert Jahren sind wir alle nicht mehr da", dann weht mich dieser entsetzliche Todeshauch an. Spüren Sie den nicht?

Und in dieser Todeswelt ist einer, der von den Toten auferstanden ist! Und der sagt – denken Sie! – "Ich lebe, und ihr sollt auch leben! Glaubt an mich. Kommt her zu mir! Bekehret euch zu mir! Werdet mein Eigentum! Ich führe euch zum Leben! Ist das nicht wundervoll? Wie kann man in dieser Todeswelt überhaupt leben ohne diesen Heiland, der das Leben ist und zum Leben führt?

Ich habe in diesen Tagen einen alten Brief gelesen, den Professor Karl Heim abgedruckt hat. Es ist der Brief eines im Zweiten Weltkrieg in Russland gefallenen Soldaten, eines Christen. In dem Brief heißt es etwa so: "Es ist grauenvoll um uns her! Wenn die Russen mit ihrer Stalinorgel schießen, dann kommt eine Panik über uns alle. – Und die Kälte! Und der Schnee! Grauenvoll! Aber ich habe keine Angst. Wenn ich fallen sollte, so muss es wunderbar sein: Dann bin ich mit einem Schritt in der Herrlichkeit. Dann schweigt der Sturm – und ich sehe meinen Herrn von Angesicht zu Angesicht, und sein Glanz umgibt mich. Ich habe nichts dagegen zu fallen!"

Er ist kurz danach gefallen. Als ich das las, habe ich denken müssen: "Was ist das für eine Sache, dass ein junger Mann keine Angst vor dem Tode mehr hat, weil er an Jesus glaubt!"…

… Es war auf dem Kirchentag in Leipzig: Empfang im Rathaus! Die Spitzen der Behörden und die Spitzen der Kirchen waren versammelt. Und dann wurden Reden gehalten, möglichst unverbindliche, damit man sich nicht gegenseitig auf die Hühneraugen trat. Heinrich Giesen, der damalige Generalsekretär des Deutschen Evangelischen Kirchentages, hatte das Schlusswort: Ich vergesse nicht, wie Heinrich Giesen aufstand und sagte: "Sie fragen uns, meine Herren, was wir für Leute sind. Ich möchte es Ihnen mit einem Satz sagen: Wir sind Leute, die beten: "Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm." Und dann setzte er sich hin. Es war unheimlich, wie die Leute auf einmal erschüttert waren.

Im Dreißigjährigen Krieg hat Paul Gerhardt gedichtet: "So will ich zwar nun treiben / Mein Leben durch die Welt, / Doch denk ich nicht zu bleiben / In diesem fremden Zelt, / Ich wandre meine Straßen, / Die zu der Heimat führt, / Da mich ohn alle Maßen / Mein Vater trösten wird" – Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch so durch die Welt gehen können. Wozu Jesus? Es hängt alles, aber auch alles davon ab, dass Sie ihn kennen lernen! (Soweit Pfarrer Wilhelm Busch)

Anmerkung: Warum Weihnachten? – Genau deshalb! /KDJ

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