Unter Fremden

Vor einer Woche: England für einen Tag. So war es geplant. Aber als ich am Mittwoch, den 11. Dezember den Flughafen Heathrow erreiche, ahne ich Böses. Der Flughafen mit seinen Gebäuden ist irgendwo im dichten Nebel verschwunden.

Bis zum Nachmittag blicke ich mit hunderten von Menschen auf die großen Anzeigetafeln. Wird der Flughafen noch geöffnet? Nein. Die Ansage aus dem Lautsprecher schafft endlich Klarheit. Alle Flüge der Lufthansa nach Deutschland werden gestrichen. Insgesamt fallen 280 Flüge den Wetterbedingungen zum Opfer.

Mit 600 weiteren Fahrgästen der Lufthansa stehe ich sieben Stunden in langen Schlangen. Alle Tickets müssen umgebucht werden. Nachts um 23:15 erhalte ich ein Stück Papier mit einer Flugnummer. Am Morgen könnte es weitergehen, vorrausgesetzt es gibt keinen Nebel.

Die Hotels sind längst alle ausgebucht. Also suche ich auf einem Stuhl im Restaurant des 1. Stockes eine Bleibe für die Nacht. Neben mir hält eine junge Dame ein Nickerchen. Gegen 2 Uhr in der Nacht wacht sie auf und wir geraten in ein Gespräch.

"Soll ich Ihnen mal etwas ganz Spannendes erzählen?", frage ich die Fremde neben mir. Dabei tue ich ziemlich geheimnisvoll. Sie nickt. In zwei Minuten ist mein Laptop startklar und für eine Stunde tauchen wir beide ein in die Welt von Diospi Suyana.

Es ist 3:15 Uhr. Der tote Punkt der Nacht ist erreicht. Das letzte Bild meines Vortrags steht noch auf dem Bildschirm meines Computers. Die Frau ergreift das Wort.

"Vielleicht hat diese Nacht doch einen tieferen Sinn gehabt. Ich bin nämlich die Pressesprecherin der Commerzbank. Sicherlich könnte ich für Sie so einiges organisieren!"

Drei Stunden später sitze ich im Flieger und freue mich auf Wiesbaden. Drei Tage Interviews und viele andere Termine warten. Es sollten eigentlich vier Tage sein, aber vielleicht war der Termin im Restaurant des Flughafens nachts um 2:15 Uhr wichtig. /KDJ

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