In der Schlange vor der Krankenhauskasse
Auch ich muss gelegentlich an der Kasse eine Rechnung bezahlen. Vor mir stehen sieben Patienten und ich fasse mich in Geduld. Unmittelbar neben mir wartet ein junger Mann. Ich kenne ihn ein wenig, denn er war einer meiner Patienten in der Endoskopie. Seine Gastritis hat sicherlich ihre Gründe, Stress und Sorgen dürften dazugehören.
Nun spricht er mich an und fragt, ob er vielleicht mit einer Sozialarbeiterin über seine eigene Rechnung reden könnte. „Natürlich“, sage ich. „Sie können ihren Fall schildern, vielleicht kriegen sie dann einen Rabatt!“
Seine Anreise war weit und ich kann mir die Kosten für die Busfahrt nach Hause vorstellen. Keine Kleinigkeit.
Und als ich über seine Lebenssituation nachdenke, tut er mir leid. Er ist einer von wohl 4.000 Patienten, die in diesem Monat am Hospital Diospi Suyana behandelt werden. Aber ich kenne seinen Namen und sein Gesicht. Und seine Sorgenfalten sind mir nicht entgangen.
So ist das mit Not und Armut. Die Bilder aus dem Fernsehen und schreckliche Statistiken lassen uns ziemlich kalt, bis das Elend persönlich wird. Ein Lebensschicksal berührt uns mehr als das ganze Jahrbuch der Weltgesundheitsorganisation.
Und als ich mich in der Schlange langsam vorwärts bewege, gewinne ich die innere Überzeugung, wir müssten bei Diospi Suyana noch viel mehr unternehmen, um den Menschen Südperus zu helfen. /KDJ