Timoshas (7) starb am 24. August 2019 an Leukämie

Julia Sanko möchte ein Kinderkrebskrankenhaus gründen – in der Ukraine

Ein Anruf spät am Samstagabend: “Könnten wir die Missionsärzte John irgendwo treffen?” – Am Montagmorgen erscheinen in der Aula der Freien ev. Bekenntnisschule zu Bremen außer drei Klassenverbänden auch drei ukrainische Frauen. Julia Sanko, einige Tage zuvor in Deutschland eingetroffen, möchte den Traum ihres Lebens vorstellen.

Den ersten Kampf hat Julia verloren. Als ihr kleiner Sohn Timoshas an Leukämie erkrankt, lernt sie die ganze Inkompetenz eines korrupten Gesundheitssystems kennen. Sie schafft es ihren Liebling nach Italien zu bringen. Doch die Therapien sind bald ausgereizt. Am 24. August 2019 hört sein Herz auf zu schlagen. Zurück bleiben weinende Eltern und die Frage nach dem Warum.

Julia lernt viele Leidensgenossen kennen. Mamas und Papas, die mit fassungslosem Gesichtsausdruck auf die Särge ihrer Lieben in ausgehobenen Gräbern starren. Julia sagt: “Die meisten hatten keine Hoffnung, ihre Kinder jemals wiederzusehen!”

Julia blickt auf zum Himmel. Für die überzeugte Christin beginnt nun ein langer Marathon. In der Ukraine will sie das schaffen, was kein Bürgermeister und kein Minister zu Stande bringt. In Rivne soll ein modernes onkologisches Zentrum für krebskranke Kinder entstehen. Alle, die davon hören, wissen, dass so etwas nicht gehen kann. Diese Frau hat weder das Knowhow noch die Ressourcen ein Multimillionenprojekt zu stemmen.

Über Facebook erfahren in Deutschland Anna und Martha Schlosser von Julia. Schnell ist ein Kontakt hergestellt. “Wir wollen helfen, irgendwie!” Die beiden Ukrainerinnen haben mit ihren Ehemännern von Diospi Suyana gehört. Sie wissen, dass Gott für das zuständig ist, was wir Menschen als unmöglich abtun. Und genau deshalb sind die drei Damen am Morgen aus dem Ruhrgebiet nach Bremen gefahren. Diospi Suyana könnte als Vorbild dienen.

Nach dem Vortrag in der Schule stehen wir zusammen. Julia fasst das bisher Erreichte zusammen. “Wir haben in der Ukraine eine Stiftung gegründet und ich habe ein Buch geschrieben”, sagt sie und zeigt die Seite mit dem Gesicht Timoshas. “Der Kauf des Grundstücks wird wohl in den nächsten vier Wochen über die Bühne gehen!”

Ungläubig schaue ich dieser jungen Frau in die Augen. “Haben Sie schon einen Projektentwurf erstellt?”, frage ich das Powerpaket voller Elan und Energie. “Natürlich und eine Webseite in mehreren Sprachen gibt es auch!” Ich mustere die Baupläne auf dem Tisch. Diese Frau hat eine Menge Charisma und Durchhaltevermögen. Ich beginne zu ahnen, dass Gott  ein weiteres Glaubenswerk errichten könnte – in der Ukraine, in einer Gegend, wo meine mütterlichen Vorfahren einmal lebten. Julia strahlt über das ganze Gesicht. Sie hat all ihre Zuversicht auf den Mann am Kreuz und sein leeres Grab gesetzt.

Anna und Martha melden sich zu Wort: “Wo immer Julia von ihrem Vorhaben erzählt, redet sie von der Größe und Liebe Gottes!”

Wenig später spreche ich über WhatsApp mit meiner Frau in Peru. “Bei der nächsten Gelegenheit fliegen wir da mal hin”, meint Tina, “das müssen wir uns vor Ort persönlich anschauen!”

Am Auto sagen wir Tschüss. “Gerne helfe ich Euch (wir sind längst per Du) bei der Vereinsgründung in Deutschland!”

V.l.n.r.: Anna Schlosser, Dr. John, Julia Sanko und Martha Schlosser. Die ersten Pläne für das Spital liegen auf dem Tisch.
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