Tief beeindruckt von Herrn F.

“Bitte kommen Sie mit mir nach Peru!”

Eine beglaubigte Unterschrift. Man sagt mir, dass mir das Ortsgericht dabei helfen könnte. Im Internet finde ich die Öffnungszeiten. Ab 10 Uhr würde mich jemand bedienen. Ein privater Telefonkontakt ist auch angegeben. Früh am Montagmorgen rufe ich ohne Hemmungen diese Handy-Nummer an. Es meldet sich Herr F. mit einer freundlichen Männerstimme. “Wenn sie wollen, kümmere ich schon um halb zehn um ihre Angelegenheit. Ich arbeite im Zimmer 17 im Wiesbadener Rathaus!” Und in der Tat, als ich um 9:30 Uhr ins Rathaus stürme, ist Herr F. schon längst zu Gange.

Schließlich bin ich an der Reihe. “Herr F.”, sage ich, “am liebsten würde ich Sie nach Peru mitnehmen. Dort könnten 500.000 Beamte im öffentlichen Dienst von Ihnen lernen!” Der Herr am Schreibtisch schmunzelt. Er sieht schon etwas älter aus. “Wann gehen Sie eigentlich in ihren verdienten Ruhestand?” Ich bin wirklich ein neugieriger Kerl.

“Im Ruhestand bin ich schon längst. Ich mache die Arbeit hier ehrenamtlich!”

Herr. F. ist in der Tat die Wucht. Ich kann mir beileibe nicht vorstellen, dass in Peru jemand in der Amtsstube unentgeltlich tätig wäre und dann schon 30 Minuten vor dem offiziellen Dienstbeginn.

Ich bin erst einen Tag wieder in Deutschland und schon völlig platt von den Realitäten hier. Herr F. muss nach Peru. Als gutes Beispiel. Das ist klar. /KDJ

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