Unterwegs in Lima: Gestern stieg ich bei sechs Taxifahrern ein. Alle erzählten mir ein wenig aus ihrem Leben. Die beste Geschichte stammt aber von Annibal Alvarado.
Kaum bin ich ins Auto eingestiegen entsteht eine freundliche Gesprächsatmosphäre. Und mittendrin frage ich ihn nach seinem Gehalt (die Frage ist in Peru kein Problem).
„Ich verdiene 600 Soles (150 Euro) im Monat, meine Frau ist daheim und kümmert sich um unsere zwei Kinder!“
Dann fährt er fort: „Früher habe ich im Straßenbau gearbeitet, aber meine Schulter gibt so eine Arbeit nicht mehr her!“
„Warum nicht“, will ich wissen?
„Vor einem Jahr fuhr ich in der Nähe von Huánuco in einem Kleinbus. Am Morgen stürzte der Bus aus unerfindlichen Gründen 120 Meter einen Abhang hinunter und überschlug sich dabei mehrmals. Zwölf Menschen starben und zehn überlebten. Ich brach meine Schulter, aber hier bin ich und lebe!“
„Ich hatte auch einen Unfall im Dezember und brach mir dabei mein Schlüsselbein!“ Ich fühle mich wie ein Kriegsveteran, der von seiner Fronterfahrung berichtet.
„Gott hat mein Leben bewahrt und Ihres offensichtlich auch!“
„Ja, antwortet Annibal, „meine Frau sagt das ebenfalls. Sie bittet mich ständig, ich möge doch mein Leben fest Gott anvertrauen!“
„Ihre Frau hat Recht“, bemerke ich, „denn jeder Tag kann ihr letzter sein!“ KDJ