Relativer Schutz vor COVID-19 in den Bergen

Interessante Beobachtungen rund um den Erdball

Peru wird derzeit von der Pandemie in jeder Hinsicht geschüttelt. Bis gestern registrierten die Behörden 72.000 offizielle Fälle. Und täglich kommen zwischen 2000 und 4000 Kranke hinzu. Das öffentliche Leben ist lahmgelegt. Die Wirtschaft liegt danieder. Die Schulen sind geschlossen. Auf den Überlandstraßen sieht man außer Transport- und Polizeiwagen so gut wie keine Privatfahrzeuge. In Curahuasi sitzen und stehen die Leute vor der staatlichen Bank “Banco de la Nación” Schlange um Geld abzuheben (Bild siehe oben von Susi Rottler). Finanziell gesehen gehen viele Familien längst auf dem Zahnfleisch.

In der Großstadt Iquitos am Amazonas muss jeder Zweiter, der positiv testet, wegen eines schweren Krankheitsverlaufs ins Krankenhaus aufgenommen werden. Vor einigen Tagen starben zwei Ärzte, weil das Regierungsspital über nicht genügend Sauerstoff verfügte. Niemand glaubt der Statistik nach der nur 2000 Menschen an den Folgen der Pandemie gestorben sein sollen. Oft werden Erkrankte von den großen Kliniken in Lima abgewiesen und nach Hause geschickt, wo sie nicht selten sang- und klanglos aus dem Leben scheiden.

Für die Bergregionen gibt es allerdings eine gute Nachricht. Weltweit zeigt sich, dass Höhenlagen von über 2500 m einen relativen Schutz vor COVID-19 bieten. Eine jüngste Vergleichsstudie bezieht sich auf Zahlen in Tibet, Bolivien und Ecuador. Die Gründe für dieses erstaunliche Phänomen sind vielfältig.

In der Höhe ist die Luft trocken und deshalb kein gutes Medium für die virale Übertragung. Die hohe UV-Bestrahlung macht Viren in kurzer Zeit unschädlich. Und ein interessanter Faktor kommt noch hinzu. Menschen in den Bergen haben deutlich weniger ACE2-Rezeptoren, die für die Aufnahme der Viren in die Zellen verantwortlich sind. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7175867/

In den meisten Krankenhäusern der hochgelegenen Orte – wie auch Curahuasi – zeigt sich bisher gähnende Leere. In Apurimac gibt es 95 identifizierte Fälle. Nicht einer von ihnen wird derzeit im Krankenhaus behandelt.

Am Hospital Diospi Suyana hoffen wir, dass der normale Patientenbetrieb bald wieder aufgenommen werden kann. Da der Reiseverkehr von der Polizei unterbunden ist, werden Tausende Patienten zu Hause festgehalten, obwohl ihre multiplen Erkrankungen eine schnelle Intervention erforderlich machen würden. /KDJ

Abancay, die Hauptstadt des Bundesstaates Apurimac, auf 2300 m. Curahuasi liegt 2600 m hoch.
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