Ich bin am Morgen mit der Andacht an der Reihe. Da ich weiß, dass nur Allgemeinärztin Dagmar Düsterhöft, Gynäkologe Jens Hassfeld, eine Assistenzärztin der Gynäkologie und Dra. Lozano in der Zahnklinik zur Verfügung stehen, erwarte ich eine leere Kirche.
Aber es kommt ganz anders. Das Auditorium ist mit über 100 Menschen gut gefüllt. Ich kann mir das überhaupt nicht erklären, weil ja nur Patienten das Spital betreten dürfen, die auch einen der begehrten Arzttermine für heute erhalten haben.
Meine Andacht handelt von einer ägyptischen Sklavin namens Hagar, die vor vielen tausend Jahren auf der Flucht ist. Sie flieht vor der sexuellen Ausbeutung ihres Herrn, dem Missbrauch durch ihre Herrin. Sie ist schwanger und befindet sich alleine und ohne Hoffung in der Wüste.
Die Bibel berichtet in Genesis 16, dass Gott ihr dort in ihrer Verzweiflung begegnet und ihr eine großartige Perspektive auftut. Das Kapitel endet mit dem Ausruf Hagars: „Du bist ein Gott, der alles sieht. Ich habe Gott gesehen, der mich gesehen hat!“
So legen wir unsere eigenen Sorgen um das Spital, den eklatanten Ärztemangel und die täglichen Kämpfe mit den Behörden in Gottes Hand. Wir tun dies, weil Er ein Gott ist, der sieht. /KDJ