Oh weh, das ging ins Auge

 Slider Ursula mit Jungen

Dr. Ursula Buck berichtet aus ihrer Praxis

Vor zehn Tagen rief ein Augenarzt aus Cusco an und fragte, ob wir ein Kind in Narkose untersuchen könnten. Dem Jungen hatte sein älterer Bruder versehentlich einen Holzstab ins linke Auge gestoßen. Es bestand hochgradiger Verdacht auf eine ernste Augenverletzung. Die Familie wohnt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Cusco.

Wir warteten den ganzen Tag auf den Patienten, aber er kam nicht. Auch der Donnerstag verstrich. Schließlich am Freitagabend erschien die Mutter mit dem Jungen und seiner jüngeren Schwester in der Notaufnahme des Missionsspitals. Die diensthabende Ärztin überwies ihn in die Augenklinik mit Verdacht auf Bindehautentzündung.

Es stellte sich heraus, dass die Familie erst kein Geld für die Fahrt gehabt hatte. Doch dann gelang es den Eltern sich die notwendigen Finanzen für die Reise auszuleihen. Das Leben ist hart in den Anden, besonders für die Quechua-Indianer. Unterwegs erfuhr der Vater, dass seine einzige Kuh, die er in der Obhut seiner Kinder gelassen hatte, entlaufen war. Er musste umgehend den Heimweg antreten, um das Tier zu suchen.

In der Augenklinik weinte die Mutter, da sie befürchtete, ihre begrenzten Geldmittel würden für die Behandlung nicht ausreichen. Wir beruhigten sie und versprachen, ihr auf jeden Fall zu helfen. Das Auge ihres Jungen war allerdings inzwischen so geschwollen, dass die Operation verschoben werden musste.

Am Montag dieser Woche wurde das Auge unter Vollnarkose mikroskopisch untersucht. Es fand sich ein fast 1 cm langer Riss in der Lederhaut mit Vorfall der Aderhaut. In der Wunde steckte noch eine 5 mm lange Holzfaser einer Agave. Mit größter Sorgfalt entfernte unsere Augenärztin den Fremdkörper und verschloss die Wunde.

Nach der Operation bestätigte eine Ultraschall-Untersuchung das gute Ergebnis des Eingriffs. Die Netzhaut war intakt. Ein Bluterguss unter der Aderhaut wird sich im Laufe der Zeit voraussichtlich auflösen. Wir gehen davon aus, dass das Auge des Jungen gerettet werden konnte. Die Operation sowie die stationäre Behandlung des Jungen erfolgte für diese arme Quechua-Familie zu einen symbolischen Preis von nur 20 Soles (6 Euro). Die restlichen Kosten wurden über Spenden gedeckt.

Nach der Operation
Nach der Operation
Ultraschall vom Auge
Gute Nachricht im Ultraschall
Das Auge ist erhalten
Der dreijährige Junge freut sich. Er hat nach wie vor zwei Augen.
Fremdkörper
Der Fremdkörper ist endlich draußen.
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