Nichts ist spannender als das Leben

Ernst Vatten Mission ohne Grenzen

Eine Buchempfehlung von Damaris Haßfeld

Damaris Hassfeld
Damaris Haßfeld arbeitet als Krankenschwester am Hospital Diospi Suyana. Ihr Mann Dr. Jens Haßfeld ist als Gynäkologe tätig.

Der Glaube von Ernst und Sigrid wurde auf eine harte Probe gestellt, als sie sich daran machten, die Gemeinde in Yuki wieder aufzubauen. Einen Monat lang nahmen nur zwei Personen an den wöchentlichen Versammlungen teil: Ernst und Sigrid. Oft beteten sie unter Tränen. Manchmal fragten sie sich, ob sie bleiben oder gehen sollten. Doch eines Tages geschah es dann: Ein fünfzehnjähriges Mädchen klopfte an die Tür.

»Missionar, ich möchte mich Ihrer Gemeinde anschließen.«
»Ach Du kommst wie ein Sonnenstrahl nach dunklen Wolken. Herzlich willkommen!«

Wenig Wochen später kam ein achtzehnjähriges Mädchen hinzu – und wurde Christ. In der folgenden Woche kam sie schluchzend in die Gemeinde. »Mein Vater ist Vorsteher des buddistischen Tempels«, erklärte sie Ernst und Sigrid. »Er wurde so wütend, als er von meinem neuen Glauben erfuhr. Er  hat mir gesagt, dass er sich meinetwegen schämen muss – ich sei für meine Familie eine Schande.«

Doch sie blieb bei ihrem Glauben. Im Alter von neunzehn Jahren bekam die junge Frau Polio und wurde auf einer Seite gelähmt. Als Ernst hörte, dass ihr Vater sie aus dem Haus werfen wollte, stellte er ihn mit heiligem Ernst zur Rede.

»Unsere Götter verfolgen sie!« rief ihr Vater. »Es ist allein Ihre Schuld, dass sie Christin geworden ist. Verlassen Sie mein Haus, bevor die Götter so zornig werden, dass sie uns alle krank machen!«

»Ich bringe Ihre Tochter noch heute ins Polizei-Krankenhaus«, sagte Ernst, während er die junge Frau in eine Decke wickelte und ihr von ihrer Wattedecke aufhalf. »Das habe ich mit dem Chefarzt besprochen.«

Nach diesen Worten verschwand Ernst. Noch lange machte der Vater seinem Zorn in der ganzen Nachbarschaft Luft und beschimpfte die Kirche.

Allmählich hatte der Winter seinen Höhepunkt erreicht. In einer eisigen Nacht klopfte jemand an die Tür des Missionshauses. Als Ernst die Tür öffnete, war er überrascht, die Mutter der jungen Frau vor sich zu sehen. Sie hatte zwar einige Gottesdienste besucht. »In Vertretung meiner Tochter«, wie sie erklärte.

»Sensei«, sagte sie höflich und trat einen halben Schritt zurück. »Ich weiß, dass es spät ist, aber darf ich hereinkommen?«
»Ja, natürlich, gern!«

Nach anfänglichem Zögern sagte die Frau geradeheraus: »Wie kann ich den Jesus bekommen, den meine Tochter hat?«
Ernst und Sigrid blickten einander ungläubig an. Die Frau fuhr fort: »Sehen Sie, alle zwei Tage fahre ich 100 Kilometer mit dem Zug, um meine Tochter zu besuchen. Manchmal sitze ich an ihrem Bett und weine. Ich weiß, dass niemand ein Mädchen heiratet, das durch Polio behindert ist, und eine unverheiratete Tochter ist eine Schande für eine angesehene Familie. Aber meine Tochter streichelt mir die Hand und sagt: >Mama, mein Herr Jesus wird alles gut machen. Er wird für mich sorgen. Hab keine Angst.<
Mein ganzes Leben musste ich stark sein, aber nie habe ich eine Macht erlebt, die meiner Tochter solche Kraft gibt. Bitte sagen Sie mir, wie dieser Jesus in mein Leben kommen kann.«

Sigrid nahm die zierlichen Hände der Dame und sagte: »Sprechen Sie mir dieses Gebet nach: >Lieber himmlischer Vater, ich weiß, dass ich eine Sünderin bin, die deine Vergebung braucht. Ich vertraue jetzt darauf, dass dein Sohn Jesus gestorben ist, um meine Sünden wegzunehmen. Heute Abend weihe ich mich ihm; ich will ihn mein Leben lang lieben und ihm dienen. Amen.«

Die Frau sprach dieses Gebet nach. Dann hob sie den Kopf, Tränen schimmerten in ihren Augen. »Frau Vatter, darf ich Ihnen etwas unter vier Augen zeigen?« Still verließ Ernst den Raum und die Frau streifte ihr Kleid von den Schultern. Nun schluckte Sigrid selbst einige Tränen hinunter, als sie die schwarz-blauen Striemen sah – stumme Zeugen, dass ihr Mann sie geschlagen hatte. »Oh weh«, flüsterte sie, »es tut mir so Leid für Sie.«

»Das hat er getan, weil ich auf der Suche nach diesem Jesus die Gottesdienste besucht habe. Aber jetzt kenne ich Jesus und liebe ihn als meinen Herrn und werde ihm treu bleiben, selbst wenn mein Mann mich umbringt.«

Ihre Tochter erholte sich weitgehend von ihrer Lähmung, nur im rechten Arm blieb eine Schwäche zurück. Eines Tages erzählte sie in der Gemeinde, was sie mit Gott erlebt hatte.  »Wie Sie wissen, hatte ich Polio. Gott hat diese Situation benutzt, um meine Mutter zum Heil in Christus zu führen. Mein rechter Arm kann zwar nichts hochheben, aber dafür wurde meine Mutter zu Christus hochgehoben, der zur Rechten Gottes sitzt. Das war mein Leiden wert.«

(Aus “Ernst Vatter – Mission ohne Grenzen – Eine Lebensgeschichte” hänssler-Verlag)

1 Antwort
  1. Uli

    Ich hatte die Gelegenheit ihn in Japan persönlich zu treffen. Bewundernswert, seine Arbeit und sein Vertrauen zu Gott, trotz seiner Krankheit.Liebe Grüße nach Peru . Uli

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