Nächtliche Gestalten

Montagabend 19 Uhr: Als ich das Spital verlasse, fällt mir eine Traube von Quechua-Indianern auf. Es sind so um die 25 Leute, die sich hinter einem großen Lastwagen gerade die Beine vertreten.

"Von wo kommen Sie her?" Meine Frage in die Gruppe hinein wird gleich von mehreren Menschen beantwortet. "Wir sind gestern mit dem Lastwagen aus Andahuaylas angereist!" (7 Stunden vom Spital entfernt)

"Für welchen Tag haben Sie Ihre Arzttermine bekommen?" Ich fühle mich wie ein kleiner Zeitungsreporter.

"Die meisten sind morgen (Dienstag) an der Reihe, aber einige müssen bis zum Mittwoch warten!" Aus den Worten der Indianer klingt keine Bitterkeit.

"Wo werden Sie denn die Nacht verbringen?" Ich weiß, dass sich das Hotel gegenüber noch im Rohbau befindet.

"Wir werden alle im Lastwagen schlafen!" (Wohlgemerkt handelt es sich dabei um die zweite Übernachtung auf der Ladefläche)

"Es gibt doch in Andahuaylas Krankenhäuser, warum suchen Sie dort keinen Arzt auf?"

Die Logik der Berglandindianer ist überzeugend. "Weil wir hier besser behandelt werden!"

Am Morgen waren alle 120 Sitze im Wartesaal besetzt. Draußen vor der Tür befand sich noch eine lange Schlange von Hilfesuchenden. /KDJ

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