Ein Anruf der Wächter kurz vor 20 Uhr: Einer der Container aus Lima ist eben eingetroffen.
David Brady und ich fahren zum Spital um die Lage zu peilen. Der Container fuhr von hinten auf das Gelände, da vorne wegen Straßenbauarbeiten das Niveau des Haupteingangs gut 30 cm über dem der Auffahrt liegt. Aber unsere Rampe zum Abladen befindet sich vorne und nicht hinten. Es beginnt eine fieberhafte Suche nach einer Lösung.
Gerhard Wieland und Dr. Engelhard stoßen zu uns. Einige Pfähle werden angeschleppt und an die Stufe gelegt. Vielleicht kann der Laster mit seiner Ladung von 13 Tonnen das Hindernis überwinden und auf dem Wirtschaftshof des Krankenhauses bis zum Morgen warten.
Es ist kalt und ungemütlich. Ein Nieselregen setzt ein. Die Dunkelheit der Nacht erleichtert das Arbeiten keineswegs.
Endlich – Eine Menge Holz fliegt durch die Luft, als der Sattelschlepper mit dem Container über die behelfsmäßige Konstruktion den Sprung nach oben schafft. Er befindet sich endlich dort, wo er hin soll – neben der Rampe.
Es ist nun an der Zeit nach Hause zu gehen, aber just in diesem Augenblick rückt Verstärkung an. Stefan Höfer, am Vortag aus Deutschland zurückgekehrt, und Michael Mörl erscheinen auf der Bildfläche um an einer “Gebetsnacht” im Krankenhaus mitzuwirken.
Dr. Engelhard schlägt unvermittelt vor, doch die Entladung des Containers zu einer vormitternächtlichen Aktion zu machen. Michael Mörl holt eine große Bauleuchte und zwei weitere Freiwillige stoßen unverhofft zum Team hinzu. Glücklicherweise hat der Regen aufgehört.
Bis um 23 Uhr laufen nun zehn Bettflüchtige wie die Nachtwandler zwischen Container und Spital hin- und her. Eine Solaranlage von der Firma “juwi”, Beatmungsgeräte der Firma Dräger, über 100 Möbel aus der Schweiz und Kisten jeder Größe finden unter einem Dach bzw. an diversen Orten im Krankenhaus ihre vorrübergehende Bleibe. Ende gut alles gut. Die Parole ertönt: Nichts wie nach Curahuasi ins Bett!
David Brady verläßt mit seinem Pickup das Gelände und wird sofort von 6 weiteren Freiwilligen als Taxifahrer auserkoren. Am unteren Ende der Straße fährt sein Wagen allerdings in einen Graben und alle springen von der Ladefläche um mit Hau Ruck das Fahrzeug wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen. Aber die Räder bohren sich nur noch tiefer in den Matsch.
Ein Anruf und Michael Mörl kommt mit einem Unimog-Laster zu Hilfe.
Um 23:30 Uhr sind alle zu Hause. Doch die ganz Nacht hindurch schreiten dunkle Gestalten die lange Auffahrt zum Spital hoch- und runter. Sie nehmen an einer Nacht des Gebets teil. Alleine oder in Gruppen beten sie jeweils für 90 Minuten um Gottes Segen. Viele werden auch für die Ankunft des Containers gedankt haben. Haben Sie Gott heute schon gedankt?
KDJ