Nachts in der Notaufnahme

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“Frau Doktor, es tut mir weh!”

Sonntagabend am Hospital Diospi Suyana. Zwei Notfälle liegen auf den Tragen. Die Frauen klagen über Schmerzen im Oberbauch. Dr. Martina John erhebt die Anamnese, um sich ein Bild zu verschaffen. In beiden Fällen setzte die Schmerzsymptomatik schon mehrere Tage zuvor ein. Die Patientinnen hätten auch während der Morgenstunden oder schon am Vortag das Spital aufsuchen können. Warum kommen sie ausgerechnet jetzt?

Ärzte rund um den Erdball kennen dieses interessante Phänomen. Viele Patienten schieben die Fahrt zum Krankenhaus bis in die Nacht auf. Dann geben sie sich einen Ruck und werden vorstellig. Mehrere Gründe spielen dabei eine Rolle. Am Tag wird der Kranke durch den Trubel um ihn herum etwas abgelenkt. Er hofft auf Besserung und spricht sich selbst Mut zu. Doch zur vorgerückten Stunde senkt sich die Dunkelheit über die Stadt. Es wird ruhig auf den Straßen und in den Häusern. Ganz automatisch fokussiert sich die Aufmerksamkeit des Patienten auf seine Schmerzen. Sie wirken plötzlich viel bedrohlicher. Und bis zum Morgen bleiben noch endlose Stunden. Ein höchst unangenehmer Gedanke.

Schließlich ist die Belastungsgrenze erreicht. Der Patient hält es in seinem Bett nicht länger aus und fleht: “Bitte bringt mich jetzt ins Krankenhaus, ich brauche einen Arzt!” – Schmerzen sind in der Nacht tatsächlich schwerer zu ertragen als am Tag.

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