Mit vielen Politheisten auf der Autobahn

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Religiös bis zum Abwinken

Um 13:30 Uhr muss ich in Oranienburg sein. Alle Kirchen der Stadt laden zu einem Kirchentag ein und auf der Bühne will man mich zum Thema “Diospi Suyana” interviewen. Auf der A 2 von Hannover nach Berlin ist viel los. Mir fallen sofort die Autos und Busse mit der schwarz-gelben Kriegsbemalung auf. Es sind die Farben einer Religion und die ehrfürchtigen Anhänger dieses Glaubens fahren heute in die Hauptstadt zu einem großen Fest. Sie werden am Abend mit Ihresgleichen in der Süd- oder Nordkurve die rituellen Gesänge anstimmen und ihren 11 Göttern beim kreativen Zeitvertreib huldigen. Deshalb kann man diese Frommen getrost als Politheisten bezeichnen.

Die Verehrung ist nicht selten total. Die göttlichen Helden zieren zu Hause die Wände, die heiligen Farben bestimmen die Garderobe und der Terminkalender weist für das ganze Jahr minutiös alle Gottesdienste auf. Diese Versammlungen sind kostenpflichtig und deshalb verlangt die Ausübung des Glaubens einen enormen finanziellen Einsatz. Ob sich die Opferbereitschaft der Getreuen auch lohnt? Lebenshilfe oder Trost in schweren Stunden gibt es keine. Eine Perspektive jenseits des Grabes? Fehlanzeige! Es geht hier offensichtlich nur um das Diesseits.

Für 90 Minuten füllen sich Geist und Herz mit einem ekstatischen Gefühl. Es ist ein gigantisches Gemeinschaftserlebnis. Mit Tausenden an Gleichgesinnten erlebt man die Einheit der Menschen, wenn auch nur in der eigenen Kurve. In diesem Sinne trägt diese Religion sogar eher exklusive Züge.

Die Beziehung zu den Göttern bleibt im Unpersönlichen verhaftet, von einem gelegentlichen Autogramm einmal abgesehen. Die Götter sind reich, jung und dynamisch. Sie schweben in einer Sphäre der großen religiösen Arenen, der Hochglanzmagazine und megagmäßigen Fernsehwände. Gebete hören sie nicht und Gebete erhören können sie schon gar nicht. Für die heimlichen Tränen ihrer Gläubigen haben sie kein Interesse. Es geht um Anbetung und Geld. Die Gläubigen opfern eine Menge, erhalten aber eher wenig.

Im großen und ganzen ist die Ausübung dieser Glaubensrichtung gewaltfrei. Jedoch nimmt der religiöse Eifer nach dem Verzehr von alkoholischen Getränken proportional zu, mit gelegentlich blutigen Folgen. Trotzdem trägt diese Religion harmlose Züge. Allerdings vergessen viele dabei den anderen Gott, der zwar keine Millionen verdiente, aber von Liebe, Vergebung und Hoffnung sprach. ER könnte ihre Gebete erhören und sieht sogar ihre heimlichen Tränen. Dieser Gott ist leise, aber allmächtig. Gerecht, aber liebevoll. ER gibt sich selbst und damit alles. Seltsam, dass so viele Ihn ignorieren./KDJ

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1 Antwort
  1. Es war ein wunderschöner Stadtkirchentag in Oranienburg. Mein persönlicher Höhepunkt war der, diesmal etwas andere, Vortrag von Klaus-Dieter John.
    Die wunderbare Geschichte von Diospi Suyana geht weiter. Danken wir Gott dafür, daß er immer wieder Menschen zusammenbringt und berührt, damit Diospi Suyana zum Segen der Menschen in den Anden weiter besteht.

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