Lilli Warkentin – ein Interview am Abend

Ehrlich und überzeugend

DS: Lilli, wie lange hast Du in der Summe in Peru gelebt?

LW: Etwa 7 ½ Jahre. Die meiste Zeit war ich als Lehrerin bei Diospi Suyana tätig. Die vergangenen sechs Wochen verbrachte ich mit einer Freundin in einem Quechua-Bergdorf. Wir wollten einmal die Lebensumstände der Menschen persönlich kennenlernen.

DS: Als Missionslehrerin wurdest Du von uns nicht bezahlt. Wie hast Du Dich finanziert?

LW: Ich hatte kein garantiertes Gehalt, sondern war auf die freiwilligen Spenden meiner Unterstützer angewiesen. Dabei habe ich die Leute nie aufgefordert, mich finanziell zu unterstützen. Ich vertraute fest darauf, dass Gott für mich sorgen würde.

DS: Dein Gottvertrauen ehrt Dich, aber Hand auf Herz, hast Du manchmal Hunger gehabt?

LW: Nein, ich hatte stets mehr als genug. Ich konnte sogar anderen etwas abgeben. Ich bin absolut davon überzeugt, dass Gott sich um meine Belange kümmert.

DS: Hat es dir jemals leidgetan für so lange aus dem deutschen Schuldienst auszusteigen?

LW: Überhaupt nicht. Ich wusste, dass Gott mich hier in Peru haben will.

DS: Was war das einschneidendste Erlebnis deiner Zeit in Peru?

LW: Vor dem Start der Diospi-Suyana-Schule machte ich mir große Sorgen, ob ich in der Lage wäre, eine Grundschulklasse zu leiten. Ich hielt meine Spanischsprachkenntnisse für nicht ausreichend. Zeitgleich musste ich damals vorübergehend das Land verlassen, um mein Visum wieder zu verlängern. Diese Stressmomente bedeuteten für mich eine echte Belastungsprobe.

Aber ich habe gelernt, das Gottes Kraft besonders dann real wird, wenn wir uns schwach und ohnmächtig fühlen.

DS: Jetzt geht es nach Deutschland und zunächst für zwei Wochen in die Quarantäne. Was folgt dann?

LW: Ich werde möglichst viel Zeit mit meiner Familie verbringen, denn meine Mutter ist sehr krank.

DS: Könntest Du Dir vorstellen, zukünftig noch einmal nach Peru zurückzukehren?

LW: Wenn Gott das so eindeutig bestätigt, natürlich.

DS:  Du glaubst also, dass es so etwas wie Gottes Führung gibt. Wie würdest Du das einem Nichtchristen erklären?

LK: Es bildet sich bei mir so eine Art innere Gewissheit, ein tiefer Frieden. Das ist ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Die Ratschläge von anderen Menschen und bestimmte Bibelverse, die mir bei Studium vor Augen stehen, weisen in eine bestimmte Richtung. Rückblickend kann ich sagen, dass der Weg bisher von Gott gesegnet und bestätigt worden ist.

Ich denke, dass die Bereitschaft wichtig ist, unbedingt den Willen Gottes zu tun und nicht selbstgemachte Pläne zu verfolgen.

DS: Du hast mehrere Wochen in einem entlegenen Indianerdorf verbracht. Welche Erfahrungen hast Du dort gemacht?

LW: Eine Freundin und ich lebten dort in den Bergen unter extrem einfachen Bedingungen. Kalte Dusche am Morgen. Als Nachtlager diente ein Schafspelz auf Brettern. In der Hütte war es oft sehr kalt, besonders in der Nacht. Da die Wege in der Regenzeit aufweichen, trugen wir meist Gummistiefel.

Das hört sich ziemlich negativ an. Richtig ist aber, dass ich es als Vorrecht betrachte ein Teil der Dorfgemeinschaft geworden zu sein. Und ich stellte regelmäßig fest, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Die Gespräche mit den Menschen bleiben mir unvergesslich. In vielen Situationen haben wir gesehen, dass Gott wirkt und handelt. Das zu erfahren, war für mich total eindrucksvoll.

DS:  Meinst Du, dass die Berglandindianer unter ihren harten Bedingungen leiden und deshalb unglücklich sind?

LW: Lebensglück ist nicht von den äußeren Bedingungen abhängig. Wer Gottes Nähe erfährt, fühlt sich geborgen und sicher. Da spielt es keine Rolle, ob man in einer Hütte auf 3500 m lebt oder im Präsidentenpalast.

DS: In wenigen Stunden sitzt du im Flugzeug nach Deutschland. Die nächste Station ist klar. Aber die Zukunft bleibt Dir noch verborgen.

LW: Das stimmt. Ich vertraue einfach auf Gott, dass er den Weg kennt und mich sicher führt. Er kann besser planen als ich.

DS: Ich wünsche Dir einen angenehmen Flug.

Auf gleicher Augenhöhe. Lilli Warkentin im Gespräch mit einer Indianerin
Gruppenfoto in der Adobehütte. Rechts neben Lilli Warkentin sitzt Sozialarbeiterin Debora Centner.

 

 

2 Kommentare
  1. Andrea Schultze-Rhonhof

    Vielen Dank für dieses Zeugnis! Es beeindruckt mich immer wieder, wie Gott Menschen führt und Menschenherzen bewegt.

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