Letzte Worte – wenn Sprüche nicht mehr zählen

Es kommt der Tag, es kommt die Stunde, da werden wir unsere letzten Worte äußern. An dieser Stelle möchte ich einige historische Persönlichkeiten zitieren:

Die letzten Worte des berühmtesten Dichters der Deutschen Johann Wolfgang von Goethe lauteten: „Mehr Licht!“

Winston Churchill, der als Premier Minister England durch den 2. Weltkrieg geführt hatte, rief vor seinem Tod: „Ich war ein Narr!“

Der französische Philosoph Jean Paul Sartre flüsterte ermattet: „Ich bin gescheitert!“

Simon Bolívar, der Südamerika von den Spaniern befreite, fragte völlig verstört: „Wir kann ich aus diesem Labyrinth entkommen?“

Reggae Sänger Bob Marley soll einsichtig gesagt haben: „Geld kann das Leben nicht kaufen!“

Wolfgang Amadeus Mozart rief aus: “Der Geschmack des Todes ist auf meiner Zunge. Ich fühle etwas, was nicht von dieser Welt ist!“

Und aus den Worten des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. hören wir die pure Verzweiflung: „Ich versinke, ich versinke!“

Was werden Ihre letzten Worte sein?

Die letzten Worte können das Leben eines Menschen zusammenfassen. Sie sind unsere letzte Erklärung, die wir zu Protokoll geben. Einigen von uns wird es wohl nicht vergönnt sein, letzte Worte zu sagen. Wir werden womöglich in einem Autounfall von einer Sekunde zur nächsten hinweggerafft werden. Ich kenne eine ganze Reihe von Menschen, die durch einen Herzinfarkt urplötzlich aus dem Leben scheiden mussten.

Da die Zeit am Ende so oder so knapp werden dürfte, sollten wir jetzt mitten im Leben über unsere letzten Worte nachdenken. Was wollen wir sagen, wenn die Kräfte schwinden und unser letzter Atemzug naht? Vielleicht nutzen Sie diesen bedeutungsvollen Moment um Ihrer Frau oder Ihrem Mann ein letztes Mal Ihre Liebe zu versichern. Mag sein, dass Sie in diesem wichtigen Augenblick noch um Vergebung für Ihre geheimen Sünden bitten möchten. Andere werden vielleicht Ihre Kinder mit der letzten Kraft, die ihnen bleibt, bewusst segnen wollen.

Ich bin 52 Jahre alt und fühle mich ziemlich gesund. Trotzdem habe ich schon oft über meine eigenen letzten Worte nachgedacht. Und ich glaube sie im Buch Hiob entdeckt zu haben.

Dieses Buch ist Teil des Alten Testamentes und beschreibt in 42 Kapiteln das grenzenlose Leid eines Mannes, der Hiob hieß. Er hatte so ziemlich alles durchgemacht, was ein Mensch in einem Leben erleiden kann. Seine Kinder kamen gewaltsam ums Leben. Sein Hab und Gut wurden geraubt. Von der Krankheit völlig entstellt plagten ihn unsägliche Schmerzen. Wir können nachempfinden, warum Hiob den Tag seiner Geburt verwünscht. Seine Frau erweist sich als echter Existenzialist. Sie fordert ihren Mann auf Gott zu verfluchen und dem Elend durch Selbstmord zu entkommen.

Auf jeder Seite dieses Buches stellt Hiob die Fragen, die Millionen von Menschen zu allen Zeiten immer wieder herausgeschrien haben. „Warum?“ Warum gibt es so viel Leid? Gibt es einen tieferen Sinn hinter all dem Elend? Warum geht es schlechten Menschen oft so gut, und die Guten erfahren dafür Ungerechtigkeit, Schmerzen und Schicksalsschläge? Warum lässt Gott das alles zu?

Mitten in seiner tiefen Depression formuliert Hiob unvermittelt Worte, die ihren Einzug in die Weltliteratur gefunden haben.

„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub (den Tod) erheben. Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los, Gott schauen; ja, ich selbst werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen, ohne [ihm] fremd zu sein. Danach sehnt sich mein Herz in mir!“ (Hiob 19, ab Vers 25 nach Schlachter)

Diese Worte entspringen zwar einem verzweifelten Herzen, aber sie sind voller Hoffnung. Am Ende wartet Gott auf uns mit ausgestreckten Armen. In meiner spanischen Bibel steht am Ende dieses Verses ein interessanter Zusatz. „Gott wird mich als unschuldig freisprechen!“ Wenn ich heute meine letzten Worte wählen könnte, würde ich mich für diese Aussage Hiobs entscheiden. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub (den Tod) erheben und mich frei sprechen!“

Schön für mich, wenn Gott mich annimmt und als unschuldig freispricht. Aber wo bleibt die Gerechtigkeit, die wir alle uns ersehnen? Ich bin nicht unschuldig. Tausend Mal habe ich in Gedanken, Worten und Taten anderen Schmerzen zugefügt. Warum sollte Gott mir das alles nachsehen? Und was ist mit den KZ-Aufsehern im Dritten Reich, den Kindesmördern, den Hitlers, Assads und Stalins der vergangenen Jahrhunderte? Für sie fordern wir den Schuldspruch Gottes, aber für uns selbst wünschen wir uns Gnade.

Paulus bringt diesen Sachverhalt in einem Brief an Christen in der Stadt Ephesus auf die folgende Formel:

„Darum wollen wir Gottes herrliche, unverdiente Güte preisen, die wir durch seinen geliebten Sohn erfahren haben. Denn durch sein Blut, das er am Kreuz vergossen hat, sind wir erlöst, sind unsere Sünden vergeben. Und das verdanken wir allein Gottes unermesslich großer Gnade!“ (Epheser 1, ab Vers 6)

Weder Pol Pot noch ich können vor Gott auf eine reine Weste verweisen. Aber jeder Schurke und ich dürfen uns an die Gnade Gottes durch Jesus Christus klammern. Das war der Rettungsauftrag Christi in dieser Welt. Deshalb lauteten die letzten Worte Jesu am Kreuz: „Es ist vollbracht!“

Ich habe keine Ahnung, wann mir die Uhr schlagen wird und ich von meiner Frau Tina und meinen drei Kindern Abschied nehmen muss. Aber ich kenne keine besseren letzten Worte für mich als diese: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und zuletzt wird er sich über den Tod erheben und mich frei sprechen!“ /KDJ

Click to access the login or register cheese