Jeder Augenblick zählt

Von Ryan Morgeau bis C. S. Lewis

Ryan Morgeau arbeitete zwei Jahre als Photograph am Hospital Diospi Suyana. Er verstand es wie kaum ein Zweiter Situationen und Gefühle festzuhalten. In der Szene oben wird ein Junge zum Operationssaal gebracht. Seine sorgenvolle Mutter steht im Hintergrund. Sie fragt sich, was wir uns alle fragen, wenn wir an die Menschen denken, die wir lieben: „Wird alles gut gehen?“

In seinem Buch „Spuren der Gnade“ zitiert Philip Yancey eine Rede, die er anlässlich einer C.S.-Lewis-Konferenz im August 2008 an der Cambridge Universität gehalten hat. Hier ein Auszug.

Lewis fühlte sich eher in der mittelalterlichen als in der modernen Weltsicht zu Hause, denn das Mittelalter erkannte dem Universum zumindest eine Bedeutung und Zielrichtung zu. Jacques Monod hat den typischen Blickwinkel des modernen Menschen so beschrieben: Er muss lernen, mit einem Universum klar zukommen, „das für seine Musik taub ist und gleichgültig gegen seine Hoffnungen, Leiden oder Verbrechen“. Und er ergänzt: „Der Mensch weiß endlich, dass er in der teilnahmslosen Unermesslichkeit des Universums allein ist, aus dem er zufällig hervortrat.“ Schriftsteller wie Sartre, Heidegger und Camus haben dieses Thema der Entfremdung zu Lewis‘ Lebzeiten noch verstärkt.

In jüngerer Vergangenheit hat die Ökobewegung den Menschen als den größten Schädling des Planeten ausgemacht. Der Erzähler Philip Roth lässt seinen Roman Der menschliche Makel mit einer bezeichnenden Szene enden: Ein eisbedeckter See, eingerahmt von Bäumen, die ganze Landschaft von Schnee überzuckert, nur ein einsamer dunkler Punkt stört das harmonische Bild – ein Eisfischer draußen auf dem See, „wie das X eines Analphabeten auf einem Blatt Papier“. Der Mensch als Makel.

Das Leben schleppt sich weiter. Männer und Frauen verlieben sich, heiraten, bekommen Kinder, machen Karriere, werden alt und sterben schließlich, schaffen damit Raum für noch weitere schwarze Flecken auf dem Planeten Erde. Nur wenige können sich vorstellen, dass ihr Leben und ihre Entscheidungen Auswirkungen auf den Kosmos oder gar auf die Ewigkeit haben könnten. Vor diesem trostlosen Hintergrund behauptet Lewis hartnäckig das Gegenteil, nämlich dass wir auf der Erde eine bedeutungsvolle Rolle spielten in einem großartigen Tanz, der eines Tages das beschädigte Universum heilen wird.

Die Götter der Griechen und Römer scherten sich nur wenig darum, wie die Irdischen miteinander umgegangen sind. Die Vorstellung unserer Ahnen lässt sich auf die Formel „wie oben, so unten“ bringen. Wenn Zeus oben im Himmel zornig war, grollte unten auf der Erde der Donner. Der christliche Glaube kehrt die Formel um und verspricht, dass unser Handeln hier Bedeutung hat. Nachhaltig, ewig. Wenn ein Sünder Buße tut, jubeln Engel. Ein Becher Wasser, im Namen Jesu gereicht, wird im Himmel als Opfer angenommen, ebenfalls so wie ein geistliches Gedicht oder ein Anbetungslied. Was die Bibel erzählt, vermittelt uns die Gewissheit, dass jeder Augenblick des Lebens Bedeutung hat.

Nach Überzeugung von C. S. Lewis leben wir in einem vom Bösen beanspruchten Territorium. Das Böse verschleiert die Wirklichkeit und macht die Lebensreise gefährlich und kompliziert. Der Gläubige sieht sich auf seiner Wanderschaft zur Stadt Gottes vor verwirrende Entscheidungen gestellt, und er kann schmerzhaft stürzen. Am Ende allerdings werden wir, die wir gegenwärtig nur ein schattenhaftes Bild erkennen, Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Lewis hat es so beschrieben: „Wenn wir im Himmel angekommen sind, dann wird unser erstes Wort sein, Ohhhhh….‘, mit dem Unterton: „Nun verstehe ich.“

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