Wo ist der Ausweg aus der Sackgasse?
17. August 2016. Die Fahrt über die Berge nach Abancay dauert 90 Minuten und das Panorama der Anden lässt die Strapatzen der vielen Kurven vergessen. Im Finanzamt der Hauptstadt von Apurimac muss ich persönlich ein Schreiben der Behörde abholen. Alle drei Jahre wird unsere Eintragung im Register der wohltätigen Organisationen erneuert. Absolute Routine. „Hier ist der Brief für Sie“, sagt der Beamte und reicht mir den verschlossenen Umschlag. Ich öffne ihn schnell und überfliege die Zeilen. Da trifft mich der Schlag. Das Finanzamt teilt mit, dass Diospi Suyana nicht mehr als gemeinnützige Gesellschaft anerkannt ist. Was ist hier nur schief gelaufen?
In den nächsten Tagen folgt ein Telefongespräch dem anderen. Schließlich ist der Sachverhalt völlig klar. Der zuständige Sachbearbeiter fordert von uns die Eintragung in ein Register des Justizministeriums, wo sich religiöse Organisationen registrieren können. In einem internen Bericht habe das Finanzamt 2015 entschieden, dass man zukünftig auf diese Einschreibung bestehen wolle, bevor Organisationen wie Diospi Suyana die erneute Gemeinnützigkeit vom Finanamt erhalten dürften.
Dritte Augustwoche. Ein Großspende trifft für Diospi Suyana in Lima ein. Die Zollbehörde gibt die Ware nicht frei, da ein positiver Bescheid des Finanzamt fehlt. Den kriegen wir aber nur, wenn Diospi Suyana im Justizministerium eingeschrieben ist. Allerdings teilt man uns dort mit, dass die Formulare für den Antrag noch nicht von der Ministerin genehmigt worden sind. Somit bleiben uns die Hände gebunden. Es ist zum Haare raufen.
24. August 2016. Unser Buchhalter Edgar Montalvo und ich brechen in der Nacht um 3 Uhr von Curahuasi auf. Ein früher Flug bringt uns nach Lima und um 11 Uhr sitzen wir im Justizministerium einer hochrangigen Direktorin gegenüber. Wenn sich jemals eine Staatsbedienstete für eine Sache eingesetzt hat, dann ist sie es. Gleich zweimal ruft sie beim Finanzbeamten in Cusco an. Ich spitze die Ohren und freue mich riesig.
„Herr Kollege“, sagt sie, sie stellen eine interne Verlautbarung ihrer Behörde über das Gesetz des Landes. Erst vor vier Wochen hat die Regierung entschieden, dass religiöse Organisationen sich beim Justizministerium eintragen können, aber nicht müssen!“ Nun dirigiert sie ihren Gesprächspartner über die Webseiten des Ministeriums zur entsprechenden Veröffentlichung des Staates.
„Ich werde den Sachverhalt noch einmal prüfen“, meint der Herr im fernen Finanzamt. Meine Dankbarkeit der Direktorin gegenüber, die auf der anderen Seite des Schreibtischs sitzt, kennt keine Grenzen mehr. „Sie betreiben als Anwältin ihren Beruf genauso leidenschaftlich, wie wir Ärzte am Missionsspital“, meine ich mit lobendem Unterton und lache sie an.
Wahrscheinlich hat die nette Dame mit ihrem Sachverstand den gordischen Knoten für uns gelöst. In einer Woche werden wir es wissen./KDJ