Es ist Dienstagabend. Wir betreten das Auditorium des Brooklyn Tabernacles. Das umgebaute Theater dient seit vielen Jahren einer Kirchengemeinde als Versammlungsraum. Gleich beginnt die Gebetsstunde.
Schätzungsweise zweitausend Menschen haben sich hier versammelt um zu beten. Die Gemeinde besteht aus Schwarzen, Weißen, Asiaten und heute Abend auch aus fünf Deutschen. Soweit wir sehen können ist jeder Platz besetzt.
Während der Lieder stehen wir und viele halten ihre Hände nach oben. Alte Omas, junge Studenten, Geschäftsleute und Gelegenheitsarbeiter singen aus dem Herzen und deshalb aus vollen Kehlen. Fast glaubt man, der enorme Geräuschpegel würde die Mauern zum Einsturz bringen.
Karten mit Gebetsanliegen werden ausgeteilt, die im Laufe der Woche die Kirche auf dem Postweg erreicht haben. Ich bete mit meinem Sohn Florian für einen Mann, der seiner Mutter in Liberia einige Geschenke machen wollte. Er wurde aber bestohlen. Jetzt hofft er den Prozess gegen den Dieb zu gewinnen.
Um uns herum beten Hunderte von Menschen mit Leidenschaft und aus Solidarität. Sie wenden sich inbrünstig an Gott in der Hoffnung und Gewissheit, dass er hört.
Die Predigt von Pastor Jim Cymbala ist schlicht aber ergreifend. Er spricht davon, dass wir Christen unseren Glauben an Jesus Christus bekennen sollen, selbst wenn dies uns Spott und Nachteile einbringt.
Um 21 Uhr treten wir in das Lichtermeer auf der Smith Street und fahren zum Hotel zurück. Während unsere Kinder aus dem Autofenster die nächtliche Skyline von New York fotographisch festhalten, beschäftigt mich eine Frage: Was können wir bei Diospi Suyana von der Tabernacle Church lernen.
„Wenn Glaube Feuer fängt“, so lautet der Titel eines der Bücher von Jim Cymbala. Er hat Recht, der Pastor aus Brooklyn. Dort wo Firmenchefs und Handlanger, ehemalige Prostituierte, Drogenabhängige und Menschen aller Rassen gemeinsam Gott loben und anbeten, da brennt es gewaltig. /KDJ