Hut ab vor Ernesto!


Ein Rentnerdasein in Südamerika

Um die Mittagszeit irgendwo in Lima. Unser Taxifahrer ist einer von der freundlichen Sorte. Ihm ist unser Akzent nicht entgangen und so will er wissen, woher wir kommen. Es dauert nicht lange und wir sprechen über europäische Geschichte, Nazi-Deutschland und den 2. Weltkrieg. Schließlich spannen wir den Bogen weiter und reden über ihn selbst.

Ernesto ist 83 Jahre alt und kann von seiner mageren Rente nicht leben. Also fährt er Taxi. Wie er sagt, ist er täglich zwischen acht und zwölf Stunden unterwegs. Sechs Kinder, zwölf Enkelkinder und fünf Urenkel sind für einen Taxifahrer sicherlich rekordverdächtig. Die meiste Zeit schleichen wir mit 30 Sachen durch die Straßen. Das Hupkonzert hinter uns scheint ihn nicht zu stören. Seine entspannte Gelassenheit liegt wohl an der Reife seines Alters.

Obwohl sein linker Arm immer wieder zuckt, macht er auf uns einen besseren Eindruck als sein Wagen. Eigentlich gibt es in Peru einen TÜV. Daß dieses Fahrzeug eine Überprüfung nicht überstehen würde, ist offensichtlich. Möglicherweise hat die Polizei vor so einer erlauchten Eminenz Respekt und lässt ihn in Frieden.

“Darf ich von Ihnen ein Bild für eine Webseite machen”, frage ich den netten Herrn am Steuer. “Selbstverständlich, gar kein Problem!” Am Gästehaus angekommen bedanken wir uns artig. Hätten wir einen Hut auf, würden wir ihn jetzt ziehen. Freundlich, fleißig, tapfer und belesen. Ernesto ist einfach klasse. Noch ein letztes Foto von ihm und seinem Wagen. Dann sagen wir: “Hasta luego!” /KDJ

Vielleicht ist beim Zustand des Autos ein langsamer Fahrstil goldrichtig.
Er brachte uns ans Ziel. Ernesto M.
1 Antwort
  1. Matthias G.

    Lieber Herr John,
    ich habe mich sehr gefreut über den Bericht eines Kollegen aus Lima.
    Auch wenn ich schon nahezu 30 Jahre nicht mehr fahre, denke ich an manche denkwürdige Fahrt in meinen Twenjahren zurück. Mal gerne, mal weniger. In jedem Falle dankbar. Bin vor manchem bewahrt geblieben. Auch vor bleibenden Schäden durch einen Überfall in der schwäbischen Einöde Nähe Rosswag, weit ausserhalb unserer damaligen Funk-Reichweite.
    Es grüßt Sie und ihr ganzes Team in ständiger Fürbitte für jeden Mitarbeiter – und die Quechua’s.
    Matthias aus Stuttgart

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