Gehen Sie etwa noch in die Kirche?

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Rekord-Austrittswelle

Vor 30 Jahren engagierten sich meine Frau und ich in einer kirchlichen Jugendgruppe. Wir waren damals bis zu 100 junge Leute, die sich  am Samstagabend im Clubraum trafen. Andachten, Diskussionen, Gebete und Lieder. Ein Liedtext ist mir noch gut in Erinnerung geblieben. Er lautete: “Wir brechen auf und wagen einen Traum. Den Traum, dass Gottes Wirklichkeit bei uns passiert….”

In dieser Woche sprach ich mit alten Bekannten über ihre Kinder. “Geht Deine Tochter noch in eine Kirche?” , wollte ich wissen. “Nein, sie hat mit dem Glauben nichts mehr zu tun!” Zehn Minuten später hörte ich die gleiche Antwort von einer anderen Dame.

Am Freitag wurden die offiziellen Zahlen der Kirchenaustritte des vergangenen Jahres veröffentlicht. Rund 218.000 Menschen kehrten 2014 der katholischen Kirche den Rücken. Bei den Protestanten dürfte es nicht viel anders sein. Für viele ist der Glaube sinnentleert und daher völlig bedeutungslos geworden.

Vor fast 2000 Jahren wandten sich nach einem theologischen Gespräch zahlreiche Menschen von Christus ab. Jesus fragte darauf seine zwölf Jünger: “Wollt Ihr auch weggehen und mich verlassen?” “Herr, zu wem sollten wir gehen?”, antwortete Petrus. Nur deine Worte bringen ewiges Leben. Wir glauben und haben erkannt, dass du Christus, der Sohn Gottes bist!”

Der Glaube an Jesus Christus setzt eine persönliche Erfahrung voraus. Dort, wo er zu einem bloßen Kulturgut verkommt oder im Theoretischen stecken bleibt, trägt er nicht in den Krisenzeiten des Lebens. Dann haue ich lieber ab und spare die Kirchensteuer. /KDJ

1 Antwort
  1. Dag Dittert

    Journalisten unserer Zeitung und im Hörfunk sprachen von einem Erdrutsch für die Kirchen.
    Ich denke, sicher gibt es insbesondere nach den Missbrauchsskandalen eine hohe Unzufriedenheit mit den Vertretern/Institutionen. Doch das Phänomen ist nicht auf Kirche beschränkt, denn Chöre, Vereine, Gewerkschaften, Parteien erleben wohl ähnliche Austrittswellen bzw. schwindende Mitgliedszahlen durch fehlenden Nachwuchs. Jugend scheint in großen Teilen Unverbindlichkeit mit Freiheit gleichzusetzen. Unsere Gesellschaft entwickelt sich zur Bienengesellschaft, man fliegt von schönster Blüte zu schönster Blüte – ohne Ziel, häufig ohne Perspektive. Ich denke, meine Generation der heutigen Eltern/beginnenden Großeltern hat da bei zunehmender Notwendigkeit zu Flexibilität versagt, vor lauter “auf zu neuen Ufern”, hinein in den neuen Job, immer schneller weiter zu neuen Problemlösungen, Werte zu bewahren und weiterzugeben. Aber glücklicherweise kommt es ja nicht nur auf unser Vollbringen oder Versagen an, sondern der Ratschluss unseres Herrn ist ja größer und so schreibt er sicher auf den krummen Linien, die wir hinterlassen eine gerade, zielgerichtete Geschichte mit viel wunderbarer Perspektive für unsere Nachkommen in ihre Leben hinein.
    Sorry für die Länge.
    In Länge verbunden
    Dag

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