Freitagabend gegen 18 Uhr. Soeben habe ich vier Jalousien für das Krankenhauslabor gekauft. Für 20 Soles bringt mich ein Taxifahrer mit meiner Fracht in den Stadtteil "La Victoria". Hier sind viele Busgesellschaften zu Hause. Vielleicht kann ein Bus von Expreso Palomino meinen Einkauf nach Curahuasi mitnehmen.
Der Busbahnhof von Palomino Wari gleicht einem Taubenschlag. Busse kommen und fahren ab. Autofahrer bringen Pakete jeder Größe vorbei für den Abtransport in den Süden. An den Schaltern stehen Menschen Schlange, die noch schnell ihre Fahrkarten kaufen wollen. Das Ganze ist ein etwas unübersichtliches Gewimmel.
Die Packarbeiter kennen mich schon. Sie wissen, ich komme vom Hospital Diospi Suyana und werde wie üblich den Preis für mein großes Paket herunterhandeln.
"10 Soles", sagt ihr Gruppenleiter und ich bedanke mich für dieses nette Angebot. Drei Euro sind wirklich ein Schnäppchenpreis für die lange Strecke von fast 1.000 Kilometern.
Nun zeigt mir einer der Beschäftigten sein Gesicht. Offensichtlich leidet er an einer bakteriellen Infektion. Der Innenhof des Busbahnhofs wird für einen kleinen Augenblick zum Arztzimmer.
Plötzlich steht neben mir eine junge Frau und meldet sich zu Wort. "Wir werden Ihre Jalousien für einen Sol (30 Cent) nach Curahuasi fahren. Das Gleiche gilt auch für die Zukunft!" Sie reicht mir eine Visitenkarte und lächelt mich an. Wer ist diese gute Fee? Die Arbeiter flüstern mir zu, sie sei die Frau vom Inhaber der Busgesellschaft Palomino. Sofort komme ich mit ihr ins Gespräch und versorge sie mit einigen Unterlagen über das Hospital Diospi Suyana.
Nun stehe ich an der Kasse und erkläre der verdutzten Angestellten vor mir, warum meine Rechung nur einen Sol beträgt. Da erscheint der Vorarbeiter und sagt: "Herr Palomino hat mich soeben angerufen, wir werden zukünftig Transporte für das Krankenhaus umsonst von Lima nach Curahuasi bringen!"
Ich bin gespannt, was sich aus dieser Zusage ergibt. Ein paar Minuten später springe ich im Verkehrsgewühl in das nächste Taxi und frage mich, was eigentlich vorgefallen ist. Hat die Familie Palomino vielleicht am letzten Samstag die Fernsehreportage über Diospi Suyana gesehen?
Ich kenne die Antwort nicht. Aber eines ist gewiss: "Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln!" Maleachi 3, 20 // KDJ
