Freitag, der 27. Januar – zugegeben unser Plan war unmöglich

Aber nur menschlich gesehen

Es ist aussichtslos. “Alle Straßen und Routen nach Cusco sind versperrt. Heute kommt keiner durch!” Unser Kontaktmann von der Riege der Taxifahrer ist auf dem neuesten Stand der Dinge. Aber wir sind in Gedanken längst schon unterwegs. Verwaltungsleiter Louis Fischer hat in Cusco einen Wagen gemietet und bringt fünf Mitglieder einer Familie in Richtung Curahuasi. Neben ihm auf dem Beifahrersitzt begleitet ihn Krankenschwester Amelie. Wir wollen am Abend im Büro einer Notarin einen Kaufvertrag abschließen. Und diese Fünf müssen irgendwie nach Curahuasi und die Dokumente unterschreiben.

Pit Werner und ich verlassen das Gelände des Missionsspitals um die Mittagszeit und fahren Louis entgegen. Wir sind noch 125 km voneinander getrennt. Die Überlandstraße ist leer. Natürlich. Unzählige Straßenblockaden erlauben kein Durchkommen. Wir versuchen es trotzdem.

An den Sperren springe ich aus dem Auto und schwenke Faltblätter sowie einen Presseartikel von Diospi Suyana. “Wir haben fast 500.000 armen Patienten geholfen. Lassen Sie uns bitte durch!” Das Zauberwort “Diospi Suyana” funktioniert. Auf unserer Rückbank liegt ein Säugling mit Gelbsucht. Seine Mutter will unbedingt zum Versicherungskrankenhaus nach Cusco. Da sie versichert ist, wäre die Behandlung für den kleinen Jungen kostenlos. Der Hilux unseres Medienzentrum ist also ein regelrechter Krankentransport. Pit und ich sprechen ein Gebet. Louis und Amelie im anderen Auto verständigen über Telefon ihre Freundeskreise in Deutschland: “Bitte betet!”

Oberhalb von Limatambo liegen Geröllbrocken auf der Straße. Die Campesinos sind unschlüssig. Erst will man uns helfen, doch dann kippt die Stimmung. Aggressivität liegt in der Luft. Schließlich steigt einer von ihnen bei uns in den Wagen und zeigt uns einen “geheimen” Feldweg durch die Berge. Über diesen verschlungenen Pfad gewinnen wir fast 10 km.

Bei Ancahuasi sind Louis und wir nur noch wenige hundert Meter voneinander entfernt. Nun führen wir einen fliegenden Wechsel durch. Die Familie mit dem kranken Baby läuft zielstrebig auf die andere Seite einer Straßenblockade zu Louis Fahrzeug. Die Fünf von Louis kommen zu uns in den Hilux. Für mich bleibt nur ein Platz im Kofferraum.

Pit Werner versucht sich an alle Schleichwege zu erinnern. Hinten telefoniere ich pausenlos. Für den Kaufvertrag ist es notwendig, dass die Verkäufer eine Steuer in der staatlichen Bank “Banco de la Nación” entrichten. Die Bank schließt allerdings um 17 Uhr und wir werden es kaum vor 18:15 nach Curahuasi schaffen. Kriegsrat über das Telefon. Minuten später verhandeln meine Frau Martina und unser Finanzberater Edgard Montalvo mit dem Chef der Bank in Curahuasi. Das Ergebnis: Auch nach Dienstschluss will man uns helfen.

Gegen 20:30 Uhr ist die Tat getan. Alle Zahlungen sind erfolgt und Diospi Suyana hat mit dem neuen Grundstück Platz für weitere 60 Großzelte, also für 600 Jugendliche. Damit könnten wir in der Summe schon 1800 Camper beim Jugendfestival unterbringen.

Am vergangene Freitag sprangen wir gewissermaßen durch eine zuschlagende Tür. Eigentlich war die Aktion unmöglich, aber der Segen Gottes ruhte auf uns. /KDJ

Louis Fischer mit einem gemieteten Sechsitzer. Ohne seinen Einsatz hätte es nicht geklappt.
Pit Werner zwingt den Hilux zweimal über den Graben – vorbei an einer Straßensperre aus Bäumen.
Der Chef unserer Werkstattabteilung war wirklich das Geld wert, das wir ihm nicht bezahlen.
“Wir kommen vom Hospital Diospi Suyana. Lassen Sie uns durch!”
Der junge Mann mit der roten Jacke hält einen 4-Tage-alten Säugling im Arm, der dringend zum Versicherungskrankenhaus nach Cusco muss.
An dieser Stelle werden die Verhandlungen hitzig. Aber ein Lotse steigt bei uns ein und zeigt uns einen alternativen Weg durch die Berge.
Vor uns wird ein Mototaxi beladen. Zeitverzögerung: 5 Minuten.
Wir sind wieder auf Schotterpisten. Im Tal stauen sich auf der Panamericana die Lastwagen. Alles ist zu.
Jedes mal denken wir: “Jetzt ist endgültig Schluss!”
Acht Unterschriften unter dem Vertrag. Soeben wurde Diospi Suyana Besitzer eines weiteren Grundstücks. Die Notarin Dra. Aparicio in Bildmitte lacht über das ganze Gesicht.
1 Antwort
  1. Martin Schurter

    Lieber Klaus und Martina
    Liebes Diospi Suyana Team
    …einen Hubschrauberlandeplatz habt ihr schon. Lasst uns für einen Hubschrauber und Piloten beten.
    Der grosse Gott ist der gleiche wie früher.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Martin & Marlis

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