Es war wie in einem schönen Traum

Für 19 Uhr hatte sich die Prominenz angesagt. Der neue peruanische Gesundheitsminister, der Präsident des Bundesstaates Apurímac und eine Reihe von hochrangigen Beamten aus der Hauptstadt Lima befanden sich auf dem Weg zum Missionspital. Ein Anruf verschob ihre Ankunft dann allerdings auf 20 Uhr.

Die Vorbereitungen dauerten den ganzen Tag. Unsere peruanischen Mitarbeiter vom Reinigungsdienst arbeiteten geschlagene 12 Stunden, sollte doch das Krankenhaus einen guten Eindruck hinterlassen. Viele Missionarsfrauen hatten mit Liebe an der Dekoration der Kirche sowie an einem Buffet der Extraklasse gebastelt.

Als sich um 19 Uhr etwa 40 Mitarbeiter in der Krankenhauskirche zum Gebet trafen, war alles bereit. Jedem war bewusst, dass die Visite des Ministers für die Arbeit von Diospi Suyana eine große Chance bedeuten könnte. Aber würde der Minister während seiner Reise durch den Bundesstaat in den Abendstunden tatsächlich die erhofften 60 Minuten Zeit für uns mitbringen?

Ein weiterer Anruf aus der Umgebung des Ministers verschob den Besuch auf 22 Uhr. Die Mitarbeiter und einige Gäste aus Curahuasi nahmen es gelassen und lustwandelten durch die Flure des Spitals. Ein Arbeitsteam aus Cusco befestigte währenddessen noch Schilder neben den Türen der einzelnen Abteilungen.

Ein ständiger Telefonkontakt zu einem hohen Beamten im Konvoi des Ministers hielt uns auf dem neusten Stand. Sechs Fahrzeuge schleppten sich derweil im dichten Nebel über den 4000 Meter hohen Pass, der die Bergkette zwischen Abancay und Curahuasi überwindet.

“Der Minister!” Der Ruf schallte durch alle Gänge. Die Kolonne der Würdenträger erreichte das Spital um 23 Uhr. Im Eingangsbereich standen alle Spalier und der Minister sowie der Präsident des Bundesstaates begrüßten jeden Einzelnen per Handschlag.

Das “Buffet der lieben Hände” ging nicht nur in den Magen des Ministers, sondern auch in sein Herz. Aufmerksam folgten Hernán Garrido-Lecca und die Direktoren des Ministeriums dem Vortrag von Dr. John über die Geschichte von Diospi Suyana.

In seiner Einleitung wies der Missionsarzt gleich auf zwei Gemeinsamkeiten mit dem Minister hin. Beide sind 1960 geboren und haben einige Zeit an der Harvard Universität verbracht.

Als der Minister schließlich das Wort ergriff, wurde schnell klar, dass die Botschaft von Diospi Suyana angekommen war. Im direkten Gespräch wurde eine Marschroute für den Erwerb der Lizenzen des Spitals abgesteckt. Des Weiteren will Hernán Garrido-Lecca einen unmittelbaren Kontakt zum Justizminister herstellen, um einige Visa-Probleme, an denen derzeit alle Missionsgesellschaften Perus knabbern, zu lösen.

Es war schon nach Mitternacht, als der Minister mit seinem Gefolge das Krankenhaus inspizierte. “Spektakulär!” meinte der Minister und überreichte Dr. John eine Karte mit seinen persönlichen Kontaktdaten. Der oberste Chef des Gesundheitsministeriums erhielt als Geschenk ein leckeres deutsches Brot. Mit seiner ersten Brotproduktion in der Küche des Spitals hatte Michael Mörl bereits am Nachmittag Diospi Suyana-Geschichte geschrieben. “Das Brot werde ich auf jeden Fall im Flugzeug nach Lima mitnehmen!” So die Worte des Ministers.

Um 1 Uhr am Morgen hieß es Abschied nehmen und im Spital kehrte wieder Stille ein. Nur ein kleines Häufchen von Nimmermüden traf sich erneut in der Kirche zum Dankgebet. Was Burkhard Jochum, Michael Mörl, Ortrun Heinz, Dr. Jens Hassfeld, Dr. Martina John und Dr. Klaus John im Gebet zu sagen hatten, lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: “Gott, wir danken Dir!”

Als sich die Mitarbeiter am heutigen Morgen um 6 Uhr den Schlaf aus den Augen rieben, fragte sich so mancher: “War das alles nur ein Traum oder Wirklichkeit!” (10 Bilder)

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