
Wie kam es zum Kauf des Gästehauses in Lima?
Seit vielen Jahren haben wir die Notwendigkeit eines Gästehauses für Diospi Suyana diskutiert. Eine Basisstation für unsere Mission in Lima und ein Anlaufpunkt für Missionare und Freunde. Mittlerweile arbeiten über 200 Mitarbeiter in den Einrichtungen unseres Werks. In jeder Woche müssen einige von uns in die Hauptstadt reisen. Der Kauf eines Gästehauses war also längst überfällig.
31. Juli 2015. Es war ein Freitagnachmittag und ich freute mich schon auf das Wochenende. Wie gewöhnlich musste ich ein wenig gegen meine Müdigkeit ankämpfen, während ich am Computer eine Reihe von E-Mails beantwortete. Da klopfte es an der Tür. Ein Peruaner und seine Freundin wollten mir Hallo sagen. Ich kannte die beiden überhaupt nicht und suchte gleich nach einem Weg das Gespräch höflich zu beenden. Aber leider zog sich der Smalltalk 20 Minuten in die Länge. Schließlich kriegten wir die Kurve doch noch und ich wünschte meinen Überraschungsgästen eine gute Weiterreise.
“Übrigens handele ich in Lima mit Grundstücken!”, sagte der Mann quasi zum Abschied. Da schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass wir doch eigentlich schon längst an ein eigenes Gästehaus gedacht hatten. “In welchen Distrikten von Lima gibt es denn günstige Bauplätze?”, fragte ich interessiert. “In Carabayllo lautete seine Antwort!”
Über Curahuasi legte sich die Dunkelheit und ich machte mich schlau, wo sich Carabayllo überhaupt befindet. Ich hatte dieses Wort noch nie gehört. Auf der virtuellen Landkarte von Lima tauchte es weit im Norden auf. Außerhalb der Stadt und wie ich vermutete schon jenseits des Slumgürtels, der Lima umzieht. Die Lage kam für uns eigentlich nicht in Frage. Aber mit dem Begriff “Carabayllo” verband ich von nun an unser zukünftiges Gästehaus.
4. August 2015. Ich stand um die Mittagszeit an einer Straßenecke im Stadtteil Miraflores und überlegte mir meine nächsten Schritte für den Tag. Was könnte ich sinnigerweise für das Krankenhaus oder die Diospi-Suyana-Schule in Bewegung setzen. Eigentlich habe ich immer ein volles Programm in Lima und schaffe kaum mein Pensum. Ich sprach leise ein bewusstes Gebet und bat um einen Fingerzeig von oben. In diesem Augenblick fuhr ein Bus an mir vorüber. Auf dem Schild über der großen Windschutzscheibe stand in großen Buchstaben: Carabayllo! – Klarer hätte die Botschaft für mich nicht sein können: Gästehaus!
Eine halbe Stunde später saß ich bei Guido del Castillo im Büro. Dieser Minenbesitzer steht uns schon seit zehn Jahren mit Rat und Tat zur Seite. “Diospi Suyana sucht ein Gästehaus in Lima!”, verkündigte ich vollmundig, “Wir wissen nur noch nicht genau wo!”
“Eine Superidee”, meinte Guido und schon hatte er einige seiner Angestellten zu uns an den runden Tisch eingeladen. Was jetzt folgte war ein Brainstorming erster Güte. Wir besprachen die in Frage kommenden Gegenden und mögliche Kontakte zu seriösen Maklern.
12. August 2015. Im Stadtteil Molina erzählte ich zwei Maklerinnen die Geschichte von Diospi Suyana. Maureen und Aileen Moncur waren begeistert. Beide erinnerten sich gleich an Reportagen über Diospi Suyana, die sie irgendwann einmal gesehen bzw. gelesen hatten. “Wir werden ihnen helfen, ein wirklich schönes Haus zu finden!”, versicherten mir die beiden hübschen Damen. “Übrigens ist die Zeit perfekt”, fuhren sie fort, “vor kurzem ist in Lima eine Immobilienblase geplatzt und die Preise haben sich überall deutlich nach unten bewegt!” – Davon hatte ich natürlich vorher gar keine Ahnung gehabt.
Zwei Monate sollte die Suche dauern. Vier Maklerfirmen waren beteiligt und insgesamt inspizierte ich 46 Häuser in sieben Stadtteilen. Udo Klemenz reiste aus Deutschland an, um mir mit seiner großen Erfahrung beizustehen. Wir beide gingen schon fast wissenschaftlich zur Sache. Einmal fuhren wir in der Mittagszeit die Route aus dem tiefsten Süden Limas zum Flughafen. Einmal hin und zurück. Natürlich mit der Stoppuhr in der Hand. Den Taxifahrer hatten wir vorher auf ein normales Tempo eingeschworen.
Die Schwestern Moncur erwiesen sich als überhaus fähige und engagierte Berater. Als wir drauf und dran waren ein Haus an einem Hang zu erwerben, rieten uns die beiden strikt davon ab. Eigentlich hätten sie an der Transaktion verdient, aber mittlerweile identifizierten sich die Maklerinnen aus tiefsten Herzen mit unserem Anliegen.
Am 23. September begleitete mich meine Frau Martina nach Lima. Sie hatte selbst eine Menge zu erledigen, wollte sich aber am nächsten Tag in die Haussuche einschalten. Als wir am 24. September über die Schwelle eines Hauses in Surco schritten, war uns schon nach wenigen Minuten sonnenklar: Das ist es!
Die Anwaltskanzlei Olaechea begleitete den Verkauf, der sich über mehrere Wochen hinzog. Drei Anwältinnen machten Termine, formulierten Schriftstücke und halfen uns bei den Verhandlungen im Notariat. Sie taten das zum Nulltarif in nur einer einzigen Absicht: Diospi Suyana zu unterstützen. Ich war tief beeindruckt als ich den detaillierten Kaufvertrag in Händen hielt. Die Juristinnen hatten 35 Seiten Satz für Satz für uns aufgesetzt, um die Abwicklung des Geschäfts so sicher wie möglich zu gestalten.
Vor Weihnachten machten sich die Handwerker an die Renovierung. Sie wurden von Johannes Bahr überwacht, was maßgeblich zu den hervorragenden Ergebnissen beitrug. Wir können dem Bauingenieur gar nicht genug danken. Wochenlang schlief er auf einer Matratze am Boden eines Zimmers.
Obwohl die Gardinen erst seit wenigen Tagen hängen, hatten wir schon über 30 Übernachtungsgäste und mehrere Geschäftsgespräche fanden in den Räumlichkeiten statt. Mit Jose und Tamara Rojas fanden wir ein Ehepaar mit Herz und Ausstrahlung. Der Peruaner und seine argentinische Frau bewirtschaften das Haus und halten es sauber.
Jedesmal, wenn ich durch die Haustür in den Flur trete, überkommt mich eine große Dankbarkeit. Die Liste der Vorteile, die dieses Ambiente bietet, ist erstaunlich lang. Die Adresse liegt in einer guten Wohngegend, in der es nachts sehr ruhig ist. Die Polizei fährt mehrmals in der Nacht durch unsere Straße Streife. In wenigen Minuten erreicht man den “Tren electrico” mit dem man günstig in Windeseile die Innenstadt Limas erreicht. Die Aufteilung der Räume ist ideal. Mit 15 Betten können sogar drei Familien gleichzeitig einen Unterschlupf finden. Holzdecken und Böden tragen zur Gemütlichkeit der Immobilie bei. Mehrere Parks im Wohnbezirk laden zum Ausruhen ein. Und was mir besonders gefällt ist die Tatsache, dass das Haus von außen einen kleinen und bescheidenen Eindruck macht. Dabei hat es 420 m² Wohnfläche aufzuweisen.
Aber alles begann mit einem unfreiwilligen Gespräch an einem Freitagnachmittag und einem Gebet an einer Straßenecke in Miraflores. So nehmen wir das Gästehaus von Diospi Suyana als ein Geschenk aus Gottes gütiger Hand. /KDJ











Wow, sehr schön!! 🙂 Muy linda quedó! 🙂
Schön, dass Ihr es wagt, mit Gott groß zu denken (und es klein aussehen zu lassen).