Eine Familientradition, die der Menschheit gut tut

Dr. Oliver Schmidt aus Paraguay

Freitagabend: Der Wartesaal des Hospitals Diospi Suyana ist leer und ruhig. Auch das Putzteam hat den Boden gesäubert und die Bänke für den Montag in Reih und Glied geordnet. Im langen Gang der Ambulanz sitzt ein einsamer Mann und wartet auf bessere Zeiten – also auf das Erscheinen seiner Frau, die ihn nach Hause abholen wird.

Da Dr. Martina John in ihrem Büro noch ein medizinisches Gutachten schreibt, treibt sich auch ihr Mann durch die verwaisten Räumlichkeiten des Missionskrankenhauses. Und schon kommt es zum Treffen zweier Ärzte auf Stühlen, die sonst von morgens bis abends von geduldigen Patienten in Beschlag genommen werden. Ihr Gespräch entpuppt sich schnell als ergiebig.

Dr. Oliver Schmidt ist zwar Träger eines US-Amerikanischen Passes, aber die meiste Zeit seines Lebens hat er in Paraguay gelebt und gearbeitet. Seit zwei Jahren engagiert sich der Allgemeinmediziner am Hospital Diospi Suyana. Seine Frau Anna, Mutter von vier gemeinsamen Kindern, hilft in der Verwaltung des Spitals aus. Zuvor hat Dr. Schmidt schon neun Jahre seines Lebens in Paraguay am “Yalve Sanga Mission Hospital” für Kranke aus mehreren Indianerstämmen investiert. Wie erklärt sich diese geballte Ladung an Mitmenschlichkeit?

Seine Großeltern John und Clara Schmidt zogen aus den USA nach Paraguay, um die medizinische Versorgung einer Mennonitenkolonie zu gewährleisten. Ihre Wahlheimat wurde für sie dann zur Endstation. Nach einem langen produktiven Leben fanden sie im Chaco – im Westen Paraguays – ihre Grabstätte.

In den 1940er Jahren gründeten sie das berühmte Leprakrankenhaus “Kilometer 81”, das 80 Jahre später einen geradezu legendären Ruf genießt. Dabei verfolgte Olivers Großvater gleich zwei Ziele. Zum einen wollte er den ausgestoßenen Lepra-Patienten helfen und zum anderen jungen Christen eine sinnvolle Beschäftigung in dieser medizinischen Einrichtung anbieten. Seine Rechnung ging voll auf. In ganz Paraguay spricht man mit Hochachtung von diesem Werk, das die Liebe Christi nicht theoretisch beschwört, sondern Jahr für Jahr mit Überzeugung vorlebt.

Und seine Eltern? Dr. Wesley Schmidt gilt in Paraguay als der Begründer des Fachgebiets der “Allgemeinmedizin”. Am Baptist Hospital in Asunción gab er alles, was in ihm steckte – maßgeblich unterstützt durch seine Frau Dr. Esther Martinez Vergara, die ebenfalls als Allgemeinärztin tätig war.

Dr. Schmidt hat gute Vorbilder und so wundert es nicht, dass er selbst als Arzt für die Ärmsten der Armen arbeitet. Gegenwärtig nicht in Paraguay wie Opa, Oma, Mama und Papa, sondern in Peru bei Diospi Suyana.

Kein moderner Influencer oder aalglatter Politiker kann dem guten Beispiel von John, Clara, Wesley und Esther das Wasser reichen. Am Ende zählen nämlich nicht schlaue Sprüche und eine Million likes unter einem Post, sondern der gelebte Glaube unter Entbehrungen. Ohne Show und ohne Wichtigtuerei.

Dr. Oliver Schmidt ist in der richtigen Spur. Soviel lässt sich sagen. Und dabei ist er drauf und dran seinen eigenen zukünftigen Enkelkindern ein wertvolles Vermächtnis zu hinterlassen. /KDJ

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