Eine erstaunliche Beobachtung

Den ganzen gestrigen Tag über analisierte Ingenieur Bruce Rydbeck mit dem Bürgermeister und dem Chef des städtischen Wassernetzes den Ist-Zustand der Wasserversorgung. Die Ergebnisse sind in der Tat aufregend.

10.000 Einwohner von Curahuasi benötigen pro Kopf maximal 100 Liter Wasser am Tag. Der gesamte Tagesbedarf der Stadt liegt also bei rund 1 Million Liter.

Tag für Tag fließen jedoch 1,8 Millionen Liter Wasser in die Stadt, fast das Doppelte der erforderlichen Menge. Trotzdem leidet Curahuasi seit Jahrzehnten an Wasserknappheit. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären?

Von den 1.800 Haushalten verfügt nicht ein einziger über eine Wasseruhr. Die Verschwendung von Wasser ist zum Haare raufen.

Die Einführung von Wasseruhren würde die Menschen des Ortes sensibilisieren, dass Wasser eine wertvolle Resourse ist. Das Resultat wäre ein Überangebot von Wasser in allen Stadtteilen. Die Lösung liegt auf der Hand. Aber niemand weiß, ob sich in der Bevölkerung eine Mehrheit für Wasseruhren finden wird.

Diese Geschichte erinnert an eine Anektote, die der amerikanische Pastor Toni Campolo in einem seiner Bücher erwähnt. Er wurde in einer Kirchenversammlung aufgefordert ein Gebet zu sprechen, damit Gott einen Geldbetrag von rund 50.000 USD für ein Projekt der Kirche schenken möge.

Toni Campolo weigerte sich dieses Gebet zu sprechen. Stattdessen schlug er vor, dass alle Teilnehmer der Sitzung ihre Geldbeutel in eine Kiste entleeren sollten. Innerhalb von 10 Minuten kam ein Geldbetrag von deutlich über 50.000 USD zusammen. Fazit: Im Leben geschieht es nicht selten, dass wir etwas fordern, was längst im Überfluss vorhanden ist. Das wirkliche Problem ist nicht der Mangel, sondern unser Egoismus.

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