Am Dienstag geht das endlose Telefonieren weiter. Der Hubschrauber hängt irgendwo in Quillabamba fest und wir warten immer noch auf die Verlegung von vier schwerverletzten Patienten des Busunfalls vom Sonntag. Nach einem Kurzbericht im 2. Fernsehprogramm hat sich am Morgen die Präsidentengattin Pilar Nores de García für Diospi Suyana eingesetzt. Doch die Sonne senkt sich schon in westlicher Richtung. Auch heute haben wir wohl umsonst ausgeharrt.
Plötzlich um halb vier erfüllt lautes Dröhnen die Luft. Völlig unerwartet landet der Helikopter der South American Rescue Association (SARA) auf dem schönsten Landeplatz Apurímacs. Zwei Patienten werden eingeladen. Krankenschwester Silvia Vargas und Dr. John steigen als Begleitung ebenfalls in den Vogel.
Um vier Uhr hebt die Maschine ab und unten gucken sich gut 50 Mitarbeiter des Spitals die Augen aus dem Kopf. Der Flug dauert 34 Minuten und führt mitten durch eine atemberaubende Andenwelt.
16:36 pm: Der Hubschrauber landet in Cusco. Die Patienten werden in wenigen Minuten mit dem Rettungswagen zum Essalud Krankenhaus gebracht werden.
In 200 m Entfernung steht ein Flugzeug der Linie Lan. Es wird in 9 Minuten nach Lima abfliegen. Was ist plötzlich mit Dr. John los? Er rennt wie angestochen mit zwei Taschen in der Hand über den Flughafen zum Airbus. Klettert eine Treppe hinauf und will einsteigen. "Was wollen Sie?" fragen zwei überraschte Stewardessen.
"Ich komme mit diesem Hubschrauber aus Curahuasi. Die Verbindungsstraße ist weggeschwemmt. Ich muss mit, denn morgen geht mein Flug in die USA!"
"Nein, Sie sind leider zu spät. Die Maschine fliegt jetzt ab und Ihr Gepäck wurde nicht durchleuchtet!"
Dr. John reißt eine Broschüre aus der Tasche und zeigt auf das Grußwort der Präsidentengattin. "Na gut, kommen Sie ganz schnell mit uns in die Halle um ihre Taschen röntgen zu lassen!" Eine hübsche Lan Mitarbeiterin beweist nun ihre Sprintqualitäten. Das Durchleuchtungsgerät wird heute sein letztes Boardcase screenen.
Zwei Minuten später wird die Tür zum Flugzeug verschlossen. Auf Platz 10 L sitzt Dr. John und fliegt Miami und Barcelona entgegen. Ein messerscharfes Timing mit Gottes Hilfe. Denn natürlich wurde kräftig gebetet.
PS.: Gegen 17:30 Uhr holte der Hubschrauber noch zwei weitere Patienten aus dem Missionsspital ab und erreichte den Flughafen in Cusco gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit. Es ist schön ein spannendes Leben zu führen. Aber muss es wirklich soo spannend sein?
Eine Dankeschön an alle, die an dieser Aktion beteiligt waren.