Aber nach 3500 Jahren Verfolgung ist es immer noch da
Den Tempel Salomos zerstörten die Babylonier im Jahr 587 vor Christus. Und den Tempel des Königs Herodes machten die Römer 70 nach Christus dem Erdboden gleich. Mit dem erbeuteten Tempelschatz erbauten die römischen Kaiser nach dem jüdischen Krieg das Kolosseum. Die Leidensgeschichte der Hebräer reicht weit zurück bis in das alte Ägypten. In allen Epochen und zu allen Zeiten luden die Völker dieser Welt Schuld auf sich, indem sie die Nachfahren Abrahams, Isaaks und Jakobs vertrieben, entrechteten, demütigten und umbrachten.
England, Spanien und Frankreich verwiesen die Juden des Landes. In Russland und Polen wurden sie Opfer von regelmäßigen Pogromen. Deutschland, das Land der Dichter, Denker und Komponisten, brachte 6 Millionen von ihnen auf systematische Weise um. Und es ist gerade mal 100 Jahre her, da hingen an vielen US-amerikanischen Restaurants Schilder „No blacks or Jews allowed“ (Schwarze und Juden haben keinen Zutritt).
Welches Sakrileg haben die Goldmanns und Bloombergs begangen, dass sie seit dem Altertum als Fußabtreter dieser Welt herhalten mussten? Ein wesentliches Motiv ist sicherlich ein primitiver Neid. Obwohl der Anteil der Juden an der Weltbevölkerung bei nur knapp 0,2 % liegt, wird jeder fünfte Nobelpreis an einen jüdischen Wissenschaftler vergeben. Etwa 30 % der Fakultätsmitglieder US-amerikanischer Eliteuniversitäten wie Harvard und Yale bekennen sich zum jüdischen Glauben. Eine Vielzahl gesellschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Fortschritte verdankt die Menschheit jüdischen Mitbürgern.
Paul Ehrlich begründete die Chemotherapie. Bob Dylan alias Robert Zimmermann beschenkte die Bürgerrechtsbewegung mit seinem Song „Blowing in the wind“. Sigmund Freud revolutionierte die Psychologie und Albert Einstein beschrieb die Relativitätstheorie. Steven Spielberg leitete als Regisseur einige der erfolgreichsten Filmprojekte. Und die leidenschaftlichen Benutzer von Facebook sollten nicht vergessen, dass Mark Zuckerberg ebenfalls Sohn jüdischer Eltern ist. Diese Liste ließe sich seitenweise fortsetzen.
Der Ruhetag des Sabbats ist eine monumentale Errungenschaft des Judentums über die sich auch die internationale Arbeiterbewegung freute. Moderne Hygienevorschriften und viele medizinische Vorsorgemaßnahmen haben ihre Wurzeln in der Thora. Gesellschaftliches Zusammenleben wäre ohne die 10 Gebote, die Mose auf dem Berg Sinai empfing, kaum vorstellbar. Und die Weltliteratur wäre um vieles ärmer ohne die Propheten des Alten Testaments.

An der Klagemauer, der westlichen Umfassungsmauer des herodianischen Tempels, vergossen die Überlebenden grausamster Verfolgungen echte Tränen. Von 1948 bis 1967 stand der Tempelberg unter jordanischer Verwaltung. In jenen zwei Jahrzehnten war es den Juden nicht erlaubt an ihrem wichtigsten Heiligtum zu beten. Als 1967 die arabischen Staaten der Welt mitteilten, sie würden die Juden ein für allemal ins Meer treiben und den Staat Israel liquidieren, weinte die westliche Welt Krokodilstränen. Doch es kam ganz anders. Das kleine Volk, obwohl hundertfach unterlegen, gewann den Krieg in sechs Tagen. Über diese erstaunliche Wendung der Geschicke freuten sich weder die Kräfte der politischen Linken noch der Ultrarechten. Schnell bezichtigte man Israel – trotz seiner bescheidenen Größe eines kleinen deutschen Bundeslandes – des Imperialismus.
Zwischen 130.000 und 150.000 Raketen hat die Hisbollah auf Israel gerichtet. Die Hamas schlachtete vor wenigen Tagen auf bestialische Weise 1300 Männer, Frauen und Kinder ab. An den Stammtischen und Kaffeekränzchen blieb der Aufschrei aus. Stattdessen formierten sich weltweit die Demonstrationen in den Großstädten, um der Hamas zu ihren Gräueltaten zu gratulieren. „Nieder mit Israel“ ist nicht weit entfernt von dem Schrei „Jude verrecke!“
Ein kleines Volk ohne jeden Schutz und Heimat. 1896 veröffentlichte Theodor Herzl das Buch „Der Judenstaat“. Die Lösung des jüdischen Dilemmas sah er in einer eigenen nationalen Heimstätte in Palästina. Unter den entsetzlichen Bildern der Gaskammern stimmte die große Mehrheit der Vereinten Nationen 1947 für den Teilungsbeschluss, der 1948 die Gründung eines jüdischen Staates ermöglichte.
Die favorisierte Lösung für die Überwindung des Antisemitismus wäre für Millionen von Menschen die Auflösung Israels als ersten Schritt und die Abschaffung des Judentums als zweiten. Doch die Gewalt gegen die geschundenen Kreaturen mit dem Davidstern an der Jacke käme erst zu Ende, wenn auch die letzte Lea und der letzte David vom Erdboden verschwunden wären. Wie erklärt sich dieser absurde Hass auf gebildete Menschen, denen wir alle auf Grund ihrer Errungenschaften zu tiefstem Dank verpflichtet sein sollten?
Hier meine eigene Vermutung. Die Bibel beschreibt Israel als das Volk Gottes. Mose, die Propheten und Jesus, den Christen als den Sohn Gottes verehren, haben in einer dunklen Welt ein helles Licht angezündet. Jesus sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“ Und im Johannesevangelium macht Jesus Christus eine glasklare Ansage: „Das Heil kommt von den Juden!“. Dieses Statement fordert uns zu einer Entscheidung auf. Ich persönliche habe den Verdacht, dass der Kampf gegen das Judentum auch ein Kampf gegen diese Aussage Christi ist. /KDJ