Ein Ex-Waisenkind am Mikrophon

Slider Bustinza Gruppenfoto

Eine Biographie vom Feinsten

Vor sechs Monaten hörte ich in Tulsa, Oklahoma die Lebensgeschichte von Willy Bustinza. (Bildmitte). Das, was mir sein Sohn berichtetet, klang so spannend, dass ich sofort hoffte, ich würde seinen Vater einmal persönlich treffen. Am Mittwochabend ging dieser Wunsch in Erfüllung. Er saß mit seiner Familie bei uns am Wohnzimmertisch.

Willy Bustinza verbringt die ersten Jahre seines Lebens in einem Quechua-Dorf im Bundesstaat Cusco. Er ist gerade einmal sieben Jahre alt, da stirbt seine Mutter. Zwei Jahre später folgt sein Vater. Der Neunjährige ist jetzt Vollwaise und ohne Orientierung, Geborgenheit und Liebe. Sein Onkel, der in Lima wohnt, nimmt ihn schließlich bei sich auf. Aber ein richtiges Zuhause sieht anders aus. Zu Weihnachten beobachtet er wie andere Familien fröhliche Feste feiern. Willy frisst den Schmerz in sich hinein. Sein Leben besteht aus chronischer Traurigkeit. Er hat keine Perspektive für die Zukunft.

Willy ist nun 15 Jahre alt. In seiner Hoffnungslosigkeit trifft er eine Entscheidung: “Morgen mache ich Selbstmord!” Doch der Tag, der eigentlich sein letzter werden sollte, endet ganz anders. Ein junger Peruaner schenkt ihm aus heiterem Himmel eine Bibel, die soll er nun studieren. Der Teenager liest sich in das Buch der Bücher ein und nach einigen Wochen durchfährt es ihn wie ein Stromstoss von oben: “Ja, es gibt einen Gott und er hat mich sogar lieb!”

Als sein katholischer Onkel hört, dass sein Neffe durch einen evangelischen Christen “fromm” geworden sei, weist er ihm die Tür. “Raus mit Dir, ich habe mit Dir nichts mehr zu schaffen!”

Jetzt lebt der Halbwüchsige mutterseelenallein auf den Straßen Limas. Niemand fragt nach ihm, niemand liebt ihn. Wirklich niemand? Doch Gott hat ihn nicht vergessen. In einem alten Autowrack nistet sich Willy ein. Es ist bitterkalt in den Nächten und jeder Tag wird zu einem Kampf um etwas Essbares. Willy klammert sich an seinen Glauben und an seine Bibel. Im Gebet schöpft er Hoffnung. Etwa drei Monate später findet er eine Arbeit und bald darauf ein Dach über dem Kopf.

Bustinza haelt die Andacht
Freundlich, ruhig und überzeugend. Der Pastor aus Arequipa

49 Jahre sind seit jenen schweren Tagen vergangen. Willy Bustinza steht vor 200 Zuhörern in der vollbesetzten Krankenhauskirche von Diospi Suyana. Alle hängen an seinen Lippen. Keiner schwätzt und niemand schläft. Das Waisenkind von einst ist Pastor einer Kirchengemeinde in Arequipa. Drei Schulen hat er gegründet, die von 650 Kindern besucht werden.

Nun wendet sich Pastor Bustinza mit einer Frage an sein Publikum. “Wer möchte Vergebung seiner Sünden und Frieden mit Gott?” 100 Hände sind es bestimmt, die nach oben schießen. Als Willy Bustinza ein Gebet formuliert, sprechen fast alle in der Kirche es nach. – Es gibt für jeden eine Hoffnung, egal wie krank und verzweifelt wir sein mögen. Gott sah den Jungen im kalten Autowrack in der Großstadt Lima. Er sieht auch Dich und mich. /KDJ

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