Ein Blick in die Abgründe der Korruption

Dienstagabend 20:50 – Ein Lastwagen bringt die Missionsärzte John und Brady an den Rand des Todes. (Siehe News vom 18.12.)

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag hatten die Beiden nun die unerfreuliche Aufgabe bei den verschiedenen Behörden auf eine korrekte Bearbeitung des Unfalls zu drängen.

Bis zum Mittwochabend fehlte vom Fahrer des Sattelschleppers und dem Lastwagen noch jede Spur. Die zwei Polizisten, die nachts den Unfallort besuchten, haben angeblich keine Ahnung wo der Mann steckt. Es kommt der Verdacht auf, dass Bestechungsgelder gezahlt worden sind.

Der Polizist, der am Mittwoch den Unfallort inspizierte, war ziemlich offen: “Ja, wir sind hier bei der Polizei alle korrupt, aber am schlimmsten sind unsere Chefs. Das liegt einfach daran, dass der Staat uns zu niedrige Gehälter zahlt!”

Am Nachmittag besuchten Dr. Brady und Dr. John den Chef der Polizeibehörde in Abancay um eine Verfälschung der offiziellen Ermittlungen zu verhindern. “Alle meine Leute sind korrupt”, meint der Coronel, “ich bin hier der Einzige, der ehrlich ist!”

Die Missionsärzte weisen auf die guten Kontakte von Diospi Suyana zur First Lady Perus, zum Staatspräsidenten und den Massenmedien hin. “Falls bei Ihnen unlauter gearbeitet wird, werden wir in der Presse und dem Fernsehen Alarm schlagen!” Die Worte von Dr. John und Dr. Bardy sind unmissverständlich und ernst.

Der Polizeichef hat umgehend die Lösung parat: “Hier ist meine Handy-Nummer, wenn Sie merken, dass meine Leute pfuschen, dann rufen Sie mich gleich an!”

Am Donnerstagmorgen erscheint der Fahrer des Lastwagens mit einem Rechtsanwalt aus Lima im Polizeibüro.

Er streitet alles ab und präsentiert seine unglaubliche Theorie vom Unfallhergang.

Man weiß gar nicht, ob man über sein Lügenmärchen lachen oder weinen soll.

Erschwerend kommt hinzu, dass sein Lastwagen zum “Gloria-Konzern” gehört. Für das Unternehmen und seine Rechtsabteilung wäre eine geheime Spende von 10.000 USD an die Polizei (um den Polizeibericht zu ändern) kein Problem.

Am Freitagnachmittag verhandelte Dr. John mit der Versicherungsgesellschaft Mapfre in Cusco. “Bei uns in Peru wird jeder Wagen repariert,” so die Worte der Sachbearbeiterin. “Aber dann ist der Wagen doch gar nicht mehr sicher, zumal wenn der Rahmen verzogen ist,” merkt Dr. John an. “Wir sind hier in Peru und nicht in Deutschland!” Die Antwort der Versicherungsdame trifft natürlich ins Schwarze.

Ein Lichtblick am Abend. Die Augenzeugen gaben im Büro des Rechtsanwalts Dr. Caviedes eine eidestattliche Erklärung ab. Sie haben mit eigenen Augen gesehen, wie der Anhänger des Lastwagens auf die gegenüberliegende Spur gerutscht ist und den Unfall verursacht hat.

Eine abschließende Bemerkung: Bei allen Gesprächen mit der Polizei und den Behörden ist eine Botschaft klar herauszuhören: Wer über keine guten Kontakte bzw. Finanzmittel verfügt wird in Peru nur extrem selten zu seinem Recht kommen. So sind mal wieder die Armen arm dran!

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