Eigentlich chancenlos

Ab Mitte November wird ein Anästhesist aus den USA für vier Monate am Krankenhaus mitarbeiten. Aber für die ersten zwei Wochen fehlte uns dringend ein Narkosearzt.

Wir haben in den USA, in Deutschland, in Spanien und in Peru nachgefragt. Das Ergebnis fiel stets negativ aus. Es mangelt weltweit einfach an Narkoseärzten.

Meine Suche den ganzen Monat Oktober über, die mich bis nach Barcelona geführt hatte, blieb erfolglos.

Schließlich rief ich vor drei Tagen bei Dr. Cazorla, dem Präsidenten der christlichen Ärztevereinigung Perus, an. Doch die Anästhesistin, die er vorschlug, machte dann am Donnerstagabend wieder einen Rückzieher. Müde und enttäuscht traf ich gegen 22 Uhr im Gästehaus in Südlima ein. Es war mal wieder alles umsonst gewesen.

Freitag, mein letzter Tag in Lima. Am Morgen und während der Taxifahrten bete ich um Gottes Eingreifen. Ich weiß, dass die Chancen während des Tages in Lima einen Anästhesisten aufzutreiben gegen Null gehen. Aber ich bete weiter.

Um 10 Uhr folge ich einer inneren Eingebung und suche über Google die Web-Seite der Peruanischen Anästhesiologischen Gesellschaft. Ich finde endlich eine Adresse und eine Telefonnummer.

Mein Taxifahrer hat die größten Schwierigkeiten in der 8-Millionen-Stadt die richtige Straße zu lokalisieren. Aber schließlich betrete ich das entsprechende Büro und stelle mich einer Sekretärin vor.

„Anästhesisten sind Mangelware“ sagt sie. „Aber wir könnten mal den Generalsekretär anrufen!“ 

Zwei Minuten später rede ich mit einem Dr. Albornoz über das Telefon.

„Diospi Suyana ist ein Krankenhaus des Glaubens", sage ich "und wir brauchen jetzt dringend einen Anästhesisten!“ Meine Worte klingen wohl etwas merkwürdig. Dr. Albornoz könnte mich für einen religiösen Spinner halten. Aber er bleibt freundlich und will sich etwas rumhören. Ich erledige weitere Besorgungen in Lima und bete unentwegt weiter.

Am Nachmittag ruft mich Dr. Albornoz an und wir verabreden für den Abend ein Treffen im Hospital Guillermo Almenara.

Er präsentiert mir Dr. Belloso, der freundlich nickt, als ich frage, ob er am Sonntag die 1000 Kilometer nach Curahuasi reisen könnte.

„Ich habe so viele Anästhesisten angerufen, dass am Ende die Batterie meines Handys leer war“, sagt mir der Generalsekretär und lacht.

„Warum haben sie das getan, sie kennen mich doch gar nicht“ frage ich ihn verwundert.

Seine Antwort birgt eine große Überraschung für mich.

„Als sie sagten, dass Diospi Suyana das „Krankenhaus des Glaubens“ ist, hat es bei mir geklickt. Ich bin auch in einem Elternhaus überzeugter Christen aufgewachsen. Und ich wollte ihnen deshalb unbedingt helfen!“

KDJ

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